Bufotenin (Krötengift)

Wer hat noch nicht vom Trend des Kröten schleckens gehört? Wird er doch nicht nur in Psychonautenkreisen sondern auch in der Popkultur oft abgebildet.

Homer im Bufoteninrausch.

Der Wirkstoff, der das Krötensekret tatsächlich psychoaktiv macht nennt sich Bufotenin.
Erstmals isoliert wurde er 1893, eben aus dem Sekret der gemeinen Erdkröte, deren lateinischer Name Bufo vulgaris auch den Namen des Moleküls erklärt.
Auch in verschiedenen Pilzen der Gattung Amanita (Fliegenpilz, Pantherpilz, Knollenblätterpilz) kommt der Stoff vor.
Strukturell ist Bufotenin sehr verwandt zu 5-MeO-DMT und Psylocibin.

Bufotenin

In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts tauchen die ersten Versuche zur halluzigenen Wirkung von Bufotenin in der Literatur auf. Diese ersten Studien haben grauenerregenden Charachter, wurden sie doch, gegen deren Willen, an Gefängnisinsassen und Patienten psychatrischer Anstalten durchgeführt. In diesen Versuchen konnte keierlei psychoaktive Wirkung festgestellt werden, die Umstände waren jedoch auch mehr als suboptiamal für ein psychedelisches Erlebnis. So ist heute bekannt, dass Bufotenin aufgrund seiner Strukturverwandtschaft zu Psilocin (dem Abbauprodukt von Psilocybin) auch ähnlich wie selbiges wirkt. Allerdings treten häufiger Nebenwirkungen auf. Optische Halluzinationen wie Lichtblitzekönnen von Brechreiz, Schwindelgefühlen, Bluthochdruck und Verwirrungszuständen begleitet werden.

Nun wussten allerdings auch die Menschen in der Antike, und im alten China sowieso, von der berauschenden Wirkung der Krötensekrete. So wird an vielen Stellen berichtet, dass Kröten zur Herstellung von Liebestränken und anderen Hexengebräuen, verwendet wurden. In China ist der Gebrauch sehr gut belegt. Die chinesischen Kröten weisen außerdem einen höheren Bufoteningehalt auf. Präperate aus dem Krötensekret werden in ganz Asien als Aphrodisiaka geschätzt.

In Mesoamerika sind Kröten und Frösche fest in die Mythologie verwoben und als gelten als mächtige Regenmacher. Oftmals werden sie in sakraler Kunst dargestellt so zum Beispiel als die atztekische Erdgöttin Tlatecuhtli.

Tlatecuhtli die Atztekische Erdgöttin wird oft als Kröte identifiziert.

Viele archeologischen Funde deuten auf den rituellen Gebrauch der Kröte durch die frühen mesoamerikaischen Hochkulturen hin. So werden bis heute in manchen Indigenen-Stämmen, die enthäuteten Kröten gegessen und die schleimige Haut zu Kugeln gedreht. Diese werden als Aphrodisiakum verwendet.

In Australien wird die eingeschleppte Cane toad (Bufo marinus) zu halluzigenen Zwecken verwendet. Das sogenannte toad licking hat sich zu einer Art Trend entwickelt.

Toad licking

Dies ist allerings nicht ungefährlich, da neben Bufotenin auch Bufotoxine im Sekret enthalten sind. Darum rauchen viele das Sekret, denn die giftigen Stoffe werden dabei weitestgehend zerstört, während das sehr stabile Bufotenin erhalten bleibt. Die gelblich kristalline Masse die man aus dem Sekret oder auch der Haut gewinnen kann, wird mit verschiedensten Kräutern wie Damiana oder auch normalem Tabak vermischt. Auch im Vaporizer kann es konsumiert werden wobei hier bereits eine Dosis von 3-5mg recht stark ist.

Der Effekt tritt nach etwa 30 Sekunden nach dem Rauchen ein. Die Erfahrung dauert 15 bis 20 Minuten, löst das Zeitgefühl jedoch weitestgehend auf. Ähnliche Erfahrungen wie bei einem Pilztrip können auftreten, jedoch in einem wesentlich kürzeren Zeitraum.
Das Sekret kann nicht überdosiert werden, da die Anzahl der Tryptaminrezeptoren in unseren Zellen begrenzt ist und der Körper nach dem Auffüllen keine höhere Dosis aufehmen kann. Es gibt auch keine Berichte über Todesfälle im Zusammenhang mit dem Rauchen dieser Substanz.
Trotzdem sollte man in jedem Fall mit einer möglichtst geringen Dosis beginnen.

Wie man nun an dieses Sekret herankommt?
Seitdem Toad licking Phenomän in Australien wurde die Aga-Kröte auf jeden Fall zu einem beliebten Terrarien Haustier 😉
Zur Sekret Gewinnung wird das lebende Tier in Händen gehalten und dann sanft massiert. Das ausgeschiedene Sekret wird auf einer Platte (vorzugsweise Glas) gesammelt, getrocknet und kristallisiert. Der Kröte passiert dabei nichts. Nach dem „melken“ benötigt eine Kröte allerdings vier bis sechs Wochen, um eine neue Giftmenge zu produzieren und zu speichern.

Der Besitz und das Produzieren von Bufotenin ist allerdings strafbar!

Der Einsatz psychoaktiver Substanzen in der Psychotherapie 2 (MDMA)

Erstmals synthetisiert im frühen 20. Jahrhundert wurde MDMA in den 60er Jahren als Liebes Droge oder „hug drug“ bekannt. Knapp danach wurde es wie soviele andere Substanzen polizeilich verboten, jedoch zu pharmakologischen Studien freigegeben. Die erste dieser Studien wurde 1978 von Alexander Shulgin veröffentlicht.

Shulgin seems happy. MDMA?!


Angeblich wies eine von Shulgins Studentinnen ihn auf die damals recht unbekannte psychoaktive Wirkung von MDMA hin. Shulgin, der bereits in den 60ern mit Meskalin Analoga experimentierte, entwickelte daraufhin eine neue Synthesemethode. Das Produkt zeigte er sodann seinem Freund Leo Zeff, einem praktizierenden Psychotherapeuten. Zeff setzte daraufhin MDMA in niedriger Dosierung in seinen gesprächstherapeutischen Sitzungen als Hilfsmittel ein. Von dem therapeutischen Potential MDMA´s überzeugt, publizierte Shulgin gemeinsam mit dem Pharmakologen Nichols 1978 die erste psychopharmakologische Studie zu MDMA (Characterization of three new psychotomimetics (US 1978)).
Übrigens hat Shulgin auch das recht moderne 2-CB entwickelt.

Reiner MDMA Kristall
2-Cb


Im daruffolgenden Zeitraum wurde MDMA therapeutisch als Ergänzung zur Gesprächstherapie eingesetzt, jedoch 1985 wieder verboten.
Im letzten Jahrzehnt flammte das (therapeutische) Interesse an der hug drug jedoch wieder auf, vor allem in Bezug auf die Behandlung von Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS).
Die Behandlung beinhaltet zwei Vorbereitungssitzungen, zwei MDMA-gestützte therapeutische Sitzungen und mehrere psychotherapeutische Sitzungen zur Nachbereitung der MDMA-Erfahrung. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass die Integration von MDMA in Therapiestizungen die Symptome von PTBS nachhaltig und besser als Gesprächstherapie alleine lindern kann. 

Wichtig ist hier anzuführen, dass trotzdem das therapeutische Setting von großer Bedeutung ist. Denn MDMA kann zu Beginn die PTBS Symptome auch verstärken, gerade dann ist eine therapeutische Betreuung besonders wichtig. Außerdem muss das MDMA eine hohe Reinheit aufweisen, was bei illegal erworbenen Ectsasy Pillen nicht unbedingt gegeben ist. Diese Pillen, die zwar oft MDMA als Hauptbestandteil enthalten, sind meist mit verschiedensten Substanzen gestreckt. Von den strukturverwandten Molekülen wie MDA (3,4-Methylendioxyamphetamin), MDE bzw. MDEA (3,4-Methylendioxyethylamphetamin) bis zu Amphetamin, Methamphetamin, Koffein, Ephedrin oder Ketamin wurde schon so manche Substanz in den chemischen Analysen der Happy pills gefunden.
Von einer „Eigentherapie“ ist also härtestens abzuraten

Selten enthält Ectsasy reines MDMA


Bis dato waren alle klinischen Studien zur MDMA gestützten Therapie sogenannte Phase 2 Studien. Typischerweise nehmen 100 bis 500 freiwillige Patienten als Probanden an den Untersuchungen teil und es wird lediglich geprüft, ob sich der gewünschte therapeutische Effekt zeigt und welche Nebenwirkungen auftreten. Diese Phase ist nun abgeschlossen und langsam laufen großflächigere Studien an.
Diese sogenannten Phase 3 Studien werden vor allem in den USA und Israel durchgeführt. Doch auch in Tschechien, den Niederlanden, Norwegen sind solche Studien geplant. In diesen Studien wird erprobt, ob sich die Wirksamkeit und die Unbedenklichkeit auch bei vielen unterschiedlichen Patienten bestätigen lässt. Üblicherweise sind mindestens zwei voneinander unabhängige kontrollierte klinische Studien, die jede für sich einen Nachweis der statistischen Signifikanz der Wirksamkeit erbringen, notwendig um einen Wirkstoff zuzulassen.

Diese Studien sind also mit Spannung zu beobachten, zumal PTBS, aber auch Depressionen und Ansgtstörungen, ernstzunehmende Volksrankheiten unseres Zeitalters sind.
Hiern noch einen Gruß von Alexander Shulgin mit seinem San Pedro Stash 😀

Whats up Psychonauts?

Noni (Morinda Critiflora)

Steckbrief Noni

Namen: Noni, Morinda Critiflora, Ach, Achi, morinda, ach, achi, awltree, bengkudu, bo-aal, caribe te, dilo-K, hag apple, hog apple, ice leaf, Indische Maulbeere
Herkunft: Asien, Australien, Polynesische Inseln
Konsum und Dosierung: Saft der Früchte, 30 bis 500ml am Tag. Getrocknete Früchte. Extrakt als Kapsel.
Inhaltsstoffe: Xeronine, Xamnacanthal, Morindone, Morindin.

Ein kleiner Einblick

Polynesische Heiler haben die Morinda Pflanze seit tausenden Jahren zu Heilzwecken angewandt. Bekannter ist sie unter ihrem hawaianischen Namen Noni. Die Früchte riechen stark und unangenehm nach Buttersäure (Also nach ranzigem Käse). Trotzdem wurde ihr Saft angewandt um die verschiedeensten Leiden zu bekämpfen. So zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck, Arthritis, virale und bakterielle Infektionen.

Die Früchte riechen nach ranzigem Käse…

Auch die übrigen Teile der Pflanze wurden in der traditionellen Samoischen Medizin angewandt, so zum Beispiel die Baumrinde gegen Husten und Durchfall oder die getrockneten Blätter als Wundaufschlag und gegen Infektionen.
Der Saft der Früchte enthält verschiedene Vitamine und Spurenelemente, so die Vitamine C, E und Folsäure, sowie die Spurenelemente Kalzium, Kalium und Magnesium.

Dosierung und Konsum

Konsumiert wird Noni als ausgepresster Saft, Extrakt oder auch als getrocknete Frucht.

getrocknete Noni Früchte

Für den Saft gilt maximal 500ml am Tag und bei den Extrakten, die meist in Kapselform gehandelt werden, sollten die Hauptwirkstoffe nicht über 500mg konzentriert sein.

Auch als Kapsel erhältlich

Wer die getrockneten Beeren einfach essen möchte, kann mit einer Handvoll pro Tag als Dosis beginnen.
Vorsichtig müssen Menschen mit einem Nierenleiden sein, denn die hohe Kaliumkonzentration kann hier zu Problemen führen.

Inhaltsstoffe

In etwa 160 verschiedene bioaktive Stoffe wurden bisher in den Noni Früchten identifiziert. Vor allem phenolische Verbindungen, organische Säuren und Alkaloide. Die wichtigsten sind hier wohl Damnacanthal, Morindone, Morindin, Aucubin, Asperuloside, und Scopoletin, während das wichtigste Alkaloid Xeronin ist.
Damnacanthal hat die Eigenschaft das Enzym Tyrosinkinase zu blockieren was für die Krebsfroschung interessant ist, da in Tumorzellen Tyrosinkinasen oft überaktiv arbeiten.

Damnacanthal

Moridon wird antovirale antimutagene Eigenschaften nachgesagt. Auch dieses Molekül wird derzeit noch erforscht.

Moridon

Xeronin steht im Verdacht sich mit Proteinen zu verbinden und damit ihre Funktionalität zu erhöhen. Dazu wird allerdings noch geforscht.

Xeronin

Viel Vergnügen mit der indischen Maulbeere

Vilca (Anadenanthera colubrina)

Steckbrief Vilca

Namen: Vilca, Aimpa, Algarobo, Angico, Cabium, Cebil, Katzenkralle,
Herkunft: südlicher Andenraum und anschließende Gebiete in Argentinien, Peru, Bolivien, Paraguay
Dosierung und Konsum: Pulver der getrockneten Samen werden geschnupft oder in Mischung mit Tabak geraucht. Dabei0,5-1g einer starken visionären Dosis. Die gekochten Samen werden auch mit Honig gegessen.
Wirkung: Starke Halluzinationen und Visionen die 20 minuten anhalten und oft nur schwarz weiß erscheinen.
Inhaltsstoffe: Tryptamine, Bufotenin, DMT

Ein kleiner Einblick

Der Vilcabaum wird bis zu 18 Meter hoch und hat eine schwärzliche stachelige Rinde. Die Samen befinden sich in ledrigen braunen Fruchtschoten. Und um diese Samen geht es hier auch vorwiegend. Diese wurden nämlich bereits vor 4500 Jahren in Nordwestargentinien geraucht. Reste der Samen konnten in gefundenen Pfeifen nachgewiesen werden. Der Gebrauch der zermahlenen Samen als Schnupfpulver hingegen wird erst um 1580 von Christobal Albornoz erwähnt. Auch als Zusatz von Maisbier und Wein wurde es beschrieben.

Glänzende Vilca Samen


In jedem Fall müssen die Samen in der vorspanischen Zeit vor allem in Peru von höchster ritueller Bedeutung gewesen sein. So wurden auch die peruanischen Priester villca oder vilca camayo genannt und ein heiliger Berg hieß Villca Coto.
Das Schnupfen des Samenpulvers ist auch für mehrere indigene Stämme belegt. So für die Quechua, Piro, Yabuti, Atacama, Comechingon, Diaguita, Allentiac und die Guarani.
Bei den Wichi in Nordwestargentinien wird das hataj genannte Schnupfpulver noch heute benutzt. Auch das Rauchen von Vilca-Zigaretten ist dort üblich. Die gerösteten Samen werden mit Tabakblättern vermischt und so auch in der Pfeife geraucht. Nachdem einige Wichi zum Christentum konvertierten wurde der Vilca Buam mit dem biblischen Baum der Erkentnis identifiziert.

Nordwestargentinien ist damit der Ort mit der längsten ununterbrochenen Tradition des rituellen Gebrauchs einer psychoaktiven Substanz (Rätsch 2004).

Wirkung

Die Wirkung der Vilca Samen tritt vor allem beim Schnupfen sehr schnell ein und hält etwa 20 Minuten an. Starke Halluzinationen, die oft nur schwarz-weiß erlebt werden, stellen sich ein. Diese sind nicht geometrisch sondern „fließend und dezentralisiert“.
Werden die Samen geraucht stellt sich für eine halbe Stunde eine starke halluzigene Wirkung ein, die dananach innerhalb von 2 Stunden langsam abklingt.
Zu Beginn wird eine körperliche Schwere empfunden und nach etwa 5 bis 10 Minuten können bei geschlossenen Augen die ersten visuellen Halluzinationen erlebt werden.
Es wird empfohlen neben dem Schnupfen oder Rauchen der Samen kleine Dosen Kokain zu konsumieren oder Koka Blätter zu kauen. Dadurch bleiben die Nebenwirkungen aus und die Visionen werden klarer.

Zubereitung und Dosierung

Die reifen Samen werden nach der Ernte getrocknet und leicht angeröstet. Anschließend werden sie fein vermahlen. Ungefähr ab einer Dosis von 150 mg fängt das Pulver an wirksam zu sein.

Vermahlene Vilca Samen

Ein Samen entspricht in etwa einem Gramm Pulver, was eine sher starke visionäre Dosis bedeutet.
Werden die Samen geraucht reicht es sie grob zu zerstoßen. Man kann sie mit Tabak vermischt als Zigaretten oder auch in der Pfeife rauchen. Hier gilt für eine Person etwa 2 Samen mit Tabak vermischt als starke Dosis.
Das Pulver kann auch oral konsumiert werden allerdings sind dann MAO-Hemmer von Nöten um die Wirkung zu spüren.

Inhaltsstoffe

Der klare Hauptwirkstoffist das Tryptamin Bufotenin. Bufo kommt von der Kröte, denn dieses Molekül ist ein Hauptbestanteil des Hautsekräts verschiedener Kröten wie zB. der Aga Kröte.

Bufotenin

Strukturell ähnelt es sehr dem Psilocybin, dem Wirkstoff der Zauberpilze. Es wirkt vor allem auf unseren Serotonin Rezeptor.

In kleinen Mengen ist ebenfalls das „spirit Molecule“ DMT enthalten. Allerdings sind diese zu gering um ernsthafte Wirkung zu spüren. Die Wirkung des Bufotenins überwiegt klar.

Viel Freude beim Erkunden von Vilca!

Ginkobaum (Ginko Biloba)

Steckbrief Ginkobaum

Namen: Ginkobaum, Ginko Biloba, Entenfußbaum, Weißnussbaum, Silberaprikose, Tempelbaum, Mädchenhaarfarnbaum, Salisburie, Großvater-Enkel Baum, Vierzig Taler Baum, Japanischer Nußbaum, Golden Tree Baum, Goethebaum
Herkunft:Asien, vor allem die chinesischen Provinzen Chongqing und Guizhou.
Zubereitung und Dosierung: Traditionell als Tee aus den getrockneten Blättern. Häufig als Konzentrat in Kapselform oder als Alkoholtinktur.
Inhaltsstoffe:Flavonoide, Terpenlactone,Ginkgolsäure, Procyanidine Saccharose, Chinasäure, Shikmisäure

Ein kleiner Einblick

Ginkobäume werden gigantisch groß und wahnsinnig alt.

Ginkobäume erreichen schwindelerregende Höhen von über 40m. Doch nicht nur ihre Größe ist beeidruckend, Ginkobäume können über 1000 Jahre alt werden. Die majestetischen, ursprünglich in China heimischen, Baumriesen werden mittlerweile aufgrund ihrer medizinischen Anwendung in großen Plantagen in den USA, Asien und auch Südeuropa angebaut.
Die Blätter werden im Juli geerntet, getrocknet und anschließend zu dem wertvollen gefragten Extrakt verarbeitet. Die hoch wirksamen sekundären Pflanzenwirkstoffe wie Flavonoid und Ginkolsäuren verbessern nachweislich die Sauerstoffaufnahme des Gehirns. Dies fördert in erster Linie das Kurzzeitgedächtnis. Doch nicht umsonst wird im alten China der Ginkobaum als Zeichen von Weisheit gesehen, denn nach neuesten Erkentnissen kann mit Ginkoextrakt Alzheimer entgegengewirkt werden.

Dieser 1000jährige Ginkobaum in China hat wohl so manchem im Alter Weisheit beschert

Die Inhaltstoffe von Ginkgoextrakt erhöhen die Glucose -Aufnahme der Gehirnzellen und damit ihre Energieversorgung. Darüber hinaus kann sich durch die Reizweiterleitung der Nervenzellen verbessern.

Eine weitere vermutete Wirkung ist die Hemmung der Blutgerinnung sowie eine Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes. Daher kann sich Gingko positiv auf Schwindel und Ohrensausen (Tinnitus) auswirken. Doch hier streitet sich die Science Community noch, denn in manchen Studien konnte keinerlei Zusammenhang zwischen Ginkokonsum und den oben genannten Beschwerden festgestellt werden.

In der tradionellen chinesischen Medizin werden nicht nur die Blätter genutzt, sondern auch die Wurzeln und die Früchte dieser Pflanze. Die Samen und Wurzeln sollen ein positiven Effekt auf folgende Beschwerden haben: Tuberkulose, Husten Asthma, Blasen- und Harnwegsetzündungen, Alkoholvergiftung, die Verdauung sowie unsere Lebensenergie.

Ginkowurzel hoch im Kurs in der TCM

Dosierung und Zubereitung

Für den traditionellen Konsum als Tee nimmt man 2 Telöffel getrocknete Ginkoblätter und lässt sie, übergossen mit einem Liter kochendem Wasserund lässt das Gemisch 10 Minuten lang ziehen. Danach wird abgeseiht und genossen. Mehr als 3 Tassen sollte man jedoch an einem Tag nicht zu sich nehmen, da die enthaltene Ginkolsäure in höheren Konzentrationen gifitg wirken kann.

Ginko Tee, die traditionelle Art des Ginkokonsums

Üblicher ist es jedoch Ginko als Extrakt oder Tablette zu konsumieren. Solche Extrakte kann man allerdings auch selbst herstellen.
Hierfür wird das getrocknete Pflanzenmaterial in einem Schraubglas mit hochprozentigem Alkohol (Weingeist bspw.) überschüttet. 4 Wochen lang wird das Ganze stehen gelassen und anschließend abgeseiht. Nun wird in eine dunkle Flasche umgefüllt um die Inhaltsstoffe vor dem Sonnenlicht zu schützen. Von dieser Tinktur können bis zu 3 mal täglich 25 Tropfen eingenommen werden.

Ginkotee kann auch äußerlich angewendet werden um die Wundheilung zu beschleunigen. So tränkt man ein Stofftuch in Ginkotee und verwendet es als Wundumschlag.

Für experimentierfreudige: Getrocknete Ginkoblätter im Vaporizer konsumieren. Die optimale Verdampfungstemperatur liegt zwischen 130 und 180°C.

Inhaltsstoffe

Terpenlactone (Ginkolide): Diese starken Antioxidantien wirken dem oxidativen Stress entgegen und wirken damit verjüngend.

Ginkolid

Ginkolsäure: Diese phenolische Säure ist ein Störstoff in Ginkoextrakten und Tees, denn sie kann schwere Allergien und Magenschleimhautentzündungen hervorrufen. In Tabletten sind die Schwellenwerte kontrolliert, für Ginkotee gilt nicht mehr als 3 Tassen pro Tag.

Ginkolsäure

Shikimisäure: Die Shikimisäure kommt vor allem in der Organischen Synthese als Vorstufe zum Hauptwirkstoff des Grippemedikaments Tamiflu zum Einsatz. Sie ist auch im japanischen Sternanis enthalten.

Shikimisäure

Chinasäure: Diese Säure wirkt cholesterinsenkend.

Chinasäure

Viel Freude mit dem stattlichen Ginkobaum und seinen heilsamen Blättern!

Der Einsatz von psychedelischen Substanzen in der Psychotherapie 1 (Psilocybin)

Psilocybin ist ein in psychoaktiven Pilzen des Psilocybintyps enthaltenes Alkaloid, welches als Agonist auf Serotoninrezeptoren wirkt. Diese Pilze sind auf allen Kontinenten verbreitet und werden in zahlreichen Kulturen verwendet. Sie zählen zu der Gruppe der Psychedelika, die bei Einnahme deutliche Veränderungen in Wahrnehmung, Raum-Zeit-Empfinden und emotionaler Stimmung hervorrufen können. Wer interessiert an der Zucht von solchen Pilzen ist, sei hierin verwiesen.

Obwohl Hinweise auf die rituelle Anwendung psychoaktiver Pilze zu Heilzwecken Jahrtausende zurückdatieren (man denke an gewisse eindeutige Höhlenmalereien) wurde die moderne Wissenschaft erst in den späten 50er Jahren des 20. Jahrhunderts auf ihr Potential aufmerksam.

Doch die Forschung an diesem spannenden Thema wurde durch die Politik bald wieder unterbunden und so dauerte es bis zu dem Jahr 2006, dass die ersten vereinzelten Psilocybin (und auch LSD)-Studien an psychisch Erkrankten Patienten genehmigt wurden. Seitdem wurden mehrere klinische Studien veröffentlicht die den Einfluss einer Psilocybin-Behandlung auf die Symptome psychischer Erkrankungen untersuchen. Dieses Thema ist also höchst aktueller Forschungsgegenstand und man darf gespannt sein was die Ergebnisse noch bewirken werden.

Als Reaktion auf die positiven Ergebnisse der Studien wurde Psilocybin nämlich von der US-amerikanische Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) der Status einer breakthrough therapy für Depressionen zuerkannt.

Vor allem britische Studien aus dem Jahr 2016 und 2018 fanden große Beachtung, zeigten sie doch sehr eindeutig, dass eine zweimalige Gabe von Psilocybin im Abstand weniger Tage Depressionen erheblich lindern kann. Bei fast der Hälfte der Patienten verschwanden die Symptome für drei bis sechs Monate. Je intensiver die psychedelische Wirkung war, umso stärker war der Effekt. Man vermutet, dass Psilocybin zu einer Art Reset im Gehirn führte.

Untersucht wurden vor allem Menschen, die unter starken Angstzuständen und schweren Depressionen litten. Die Wissenschaft ist sich darüber einig, dass die funktionelle Konnektivität – also die Art und Weise, wie die Hirnareale bei der Lösung von Aufgaben, aber auch im Ruhezustand zusammenarbeiten – bei Menschen mit einer Depression stark eingeengt ist. Psilocybin bricht diese funktionelle Konnektivität jedoch regelrecht auf, indem sie viel mehr und ganz andere Konnektivitäten hervorrufen. So werden neue Sicht und Empfindungsweisen auf die persönliche Situation ermöglicht. Außerdem erlebten viele der Patienten ein tiefes Verbundheitserlebnis, dass für eine Traumatabewältigung entscheident helfen kann.

Eine der häufig diskutierten Nebenwirkungen der am häufigsten verschriebenen Antidepressiva, ist die reduzierte Empfindung der Patienten. So werden zwar Wut Trauer und Ängste weniger intensiv wahrgenommen, aber auch positive Emotionen abgeschwächt. Diese als „defensiv Coping“ (to cope with something … mit etwas umgehen) betitele Symptombekämpfung hilft den Patienten also nicht aktiv Strategien zu finden ihre Situation zu Verändern oder eine andere Sichtweise zu gewinnen.

Im krassen Gegensatz dazu steht die Psilocybin gestützte Therapie. Das Gefühlsleben wird aktiviert. Negative wie positive Gefühle werden mitunter sehr viel intensivier wahrgenommen, können aber so auch tiefer verstanden und vielleicht sogar an ihren Ursprung verfolgt werden. „Active Coping“ also.

Doch eine solche bis zu 6 Stündige Sitzung erfordert auch gut ausgebildete Therapeuten.
Typischerweise werden einige vorbereitende Therapiesitzungen gehalten, gefolgt von ein bis vier Sitzungen in denen Psilocybin verabreicht wird. Den TeilnehmerInnen wird während der Psilocybin-Sitzung empfohlen, ihre Augen zu verdunkeln, klassische Musik zu hören und sich auf ihre innere Erfahrung zu konzentrieren, während sich zwei Therapeuten im Raum befinden. Zudem steht medizinisches Personal auf Abruf bereit.
Eine solch intensive Therpie wird wohl zu Beginn leider recht teuer sein und nur in Privatkliniken angeboten werden.

Allerdings setzten sich verschiedene Wissenschaftler, Psychologen und Psychotherapeuten verstärkt für eine Wende und ein Umdenken in der Psychotherapie ein. Ein Beispiel in Deutschland ist Professor Torsten Passie, der sich seit über 30 Jahren mit Psychedelika als Heilmittel bei psychischen Erkrankungen beschäftigt. Darunter neben Psilocybin auch LSD, Ketamin und MDMA.

Er kritisiert vor allem das 2004 durchgesetzte EU-weite Arzneimittelgesetz, dass die Froschung an Pharmaka für Universitäten erheblich erschwert. Großes Finanzaufgebot ist von Nöten, dass meist nur große Pharmakonzere stemmen können. Und die Pharmaindustrie ist nicht interessiert an Psychedelika. Und das aus gleich mehreren Gründen:
Zunächst verkaufen sich Antidepressiva nach wie vor prächtig. Diese werden nicht nur unglaublich leichtfertig (sogar Jugendlichen und Kindern!!!) verschrieben, sie müssen auch über einen Zeitraum von Monaten oder Jahren eingenommen werden (otmals auch ein Leben lang). Psychedelika hingegen können eine Psychotherapie vertiefen und beschleunigen. Dadurch verabreicht man nur drei- bis fünfmal gezielt eine Dosis unter besonders geschützten Bedingungen. Das ist nichts, mit dem die Pharmaindustrie Geld verdienen kann.

Weiters kommt hinzu, dass sich die Halluzinogene, die bereits in den 1960er Jahren in der Psychotherapie angewandt wurden, heute nicht mehr patentieren lassen.

Nun läuft es anderswo in Europa ein wenig besser: Holland oder Spanien umgehen die neuen Regelungen, indem sie Psychedelika nicht als Pharmaka, sondern als zu erforschende Freizeitdrogen behandeln Während die Engländer ganz trocken die neuen Vorgaben einfach nicht beachten. Und die Schweizer, die seit Jahrzehnten führend auf diesem Gebiet sind, unterliegen nicht den EU-Richtlinien.

Laut Torsten Passie ist es noch ein weiter Weg zu einer therapeutischen Zulassung von Psilocybin, allerdings ist der Weg bereits bestritten.
Für ihn steht und fällt die Wende vor allem damit ob die psychiatrische Profession sich für diesen Richtungswechsel öffnen kann: von der medikamentösen Gefühlsminimierung hin zum therapeutischen Umgang mit einer aktivierten Gefühlswelt.

Wir hoffen es!




Passionsblume (Passiflora subspezies)

Steckbrief Passionsblume

Namen: Passionsblume, Passiflora, Purple Passion Fruit, Blaue Passionsblume, Zombieliane, Chontay huasca, Passionflower, Amapola, Tusuku, Tsyquitieco
Herkunft: tropische Regenwälder Süd- und Mittelamerikas.
Wirkung: MAO-hemmende Eigenschaft, Schlafvertiefend, Angstlösend, geraucht ähnliche Eigenschaften zu Marihuana.
Inhaltsstoffe: Carboline, Harmin, Harmalin,Cumarin, Zimtsäurederivate
Dosierung und Konsum: Getrocknete Blätter und Stängel als Tee. 4g bis 8g sind die empfohlene Tagesdosis. 2,5g kommen auf eine Tasse Tee. Geraucht pur oder in Rauchmischungen.

Ein kleiner Einblick

Von den über 60 verschiedenen Passiflora Arten sind 12 essbar und die Früchte dieser Arten dienten den indigenen Völkern Südmerikas lange als Nahrungsmittel und Heilmittel. Die spanischen Konquistadores sahen in der Passionsblume ein göttliches Zeichen. Der herrlichen Blüten wegen wurden die Pflanzen im 18. Jahrhundert auf die ganze Welt exportiert was eine weltweite Verbreitung der Pflanzen in wärmeren Klimazonen zur Folge hatte. So gedeiht die Art Passiflora Caerulea wild in Italien und Spanien.

Diese Unterart der Passionsblume kann man wild in Italien und Spanien finden

Die Früchte der Passionsblume sind uns als Maracuja bekannt. Der Maracujasaft soll die Wirkung von Ayahuasca verstärken, da er vermeintlich MAO-hemmende Eigenschaft hat.

Maracujasaft als Ayahuasca-Zusatz?

Im Amazonasgebiet wird ein Tee aus den Blättern der Passionsblume als Beruhigungsmittel und als Schlafmittel eingesetzt. Auch in der westlichen Medizin kommt der Passionsblumentee zum Einsatz, vor allem gegen Nervosität und und Unruhe.

DIe zahlreichen verschiedenen Blütenformen lassen so manches Gärtnerherz höher schlagen

Zubereitung und Dosierung

Für den Passionsblumentee vermengt man am besten die getrockneten Blätter und Stängel mit Baldrianwurzel, Hopfenzapfen und Johanniskraut oder Melisse. Auf eine Tasse kommen 2,5g des Tees. In Mexiko wird ein Tee aus den Blüten als Opiumersatz getrunken.
Das getrocknete Kraut kann auch geraucht werden, wobei es pur ähnlich zu Marihuana wirken soll und auch in Kombination mit Tabak euphorisierend wirkt.

Getrocknete Passionsblumenblätter

Inhaltstoffe

Angeblich enthalten die getrockneten Blätter der Passionsblume bis zu 10% Haramanalkaloide, ein Wert der jedoch angezweifelt wird. Zimtsäurederivate und Cumarine die ebenfalls in den Blättern enthalten sind haben eine sehr ähnliche Struktur und könnten bei der Analyse fälschlicherweise mit Harmanalkoloiden verwechselt worden sein.

Harmanalkoloide

In der Medizin werden die Harman-Alkaloide zur Behandlung von Enciphalitis sowie gegen Parkinson eingesetzt. Besonders Harmalin und Harmin wirken als MAO-Hemmer.
Ebenso sind Cumarine enthalten. Diese werden gegen Blutgerinnung eingesetzt und kommen auch in der Schädlingbekämpfung zum Einsatz.

Das häufigste Cumarin 4-Hydroxycumarin

Ob als Wunderschöne Gartenpflanze, als Schlafbringender und Beruhignder Tee, oder als MAO-Hemmer. Viel Freude mit der Passionsblume.

Wermut (Artemisia absinthium)

Steckbrief Wermut

Namen: Wermut, Absint-alsem, Absinth, Absinthkraut, Ambrosia, Bitterer Beifuß, Eberreis, Grüne Fee, Schweizertee, Wurmkraut.
Herkunft: Europa, Nordafrika, Asien, größtes Wildvorkommen im Wallis (Schweiz)
Zubereitung und Dosierung: Als Tee. 1g getrocknetes Kraut auf eine Tasse. Auch geraucht (pur oder in Rauchmischungen). Als Zusatz zu Wein. Als destilliertes Öl, als Zusatz von Schnaps (Absinth).
Wirkung: Magenberuhigend, pharmakologisch ähnliche Wirkung zu THC, euphorisiernd und wachmachend. Leicht halluzinogen.
Inhaltsstoffe: Absinthinin, Tujon, Epoxycimen,Gerbstoffe

Ein kleiner Einblick

Hier handelt es sich einmal um ein Kraut das bereits unsere Urahnen gut kannten, da es vorwiegend in Europa gedeiht und auch in den Alpen zu finden ist. So hat sich vielleicht der eine oder andere Vorfahre eures Stammbaums mit eben jenem Kraut berrauscht. Wie der lateinische Name (artemisia) verrät, war bei alten Griechen dieses Kraut der Göttin des Waldes Artemis geweiht.
Im Mittelalter wurde der Wermut im Hortulus des Reichenauer Klosterabtes Walahfried Strabo und auch von Hildegard von Bingen gelobt. Dort ist er als das wichtigste Kraut gegen jegliche Art der Erschöpfung angepriesen.


Schon sehr früh destillierte man das ätherische Öl aus dem Kraut und mischte es mit Schnaps. Der Absinth schlug sich im 19. Jahrhundert zur Modedroge der Kunstszene empor. Zahlreiche Darstellungen finden sich in Gemälden dieser Zeit in denen auch oft die grüne Fee abgebildet, die auf die halluzigene Wirkungen des Wermuttranks anspielen soll.

Die grüne Fee erscheint dem Absinthtrinker. (Viktor Oliva, 1901)

Übermäßiger Konsum führte zur Gehirnschäden die bald Absinthismus genannt wurden. Auch als illegales Abtreibungsmittel kam er zum Einsatz und wurde in den 1920er Jahren großflächig verboten.
Erst 1998 wurde das Verbot EU-weit gelockert und darf seitdem wieder hergestellt und verkauft werden. Hier gibt es eine Obergrenze von 35mg Tujon pro Kilogramm, die nicht überschritten werden darf.

Viele der französischen Expressionisten des 19. Jahrhunderts, angeführt von Toulouse-Lautrec, Manet und Vincent Van Gogh trugen zur Popularisierung des Absinths durch ihre Bilder bei. Van Gogh soll auch absinthsüchtig gewesen sein und sein berühmtes Farbverständnis, in dem vor allem leuchtende Gelbtöne vorherrschten, soll die Wahrnehmungsveränderungen, die ein Absinthrausch hervorruft gut abbilden. Auch die Literaten H.P. Lovecraft, Jack London, Oscar Wilde und Hemingway waren der grünen Fee nicht abgeneigt und hinterließen verschiedene Texte in denen der Absinth gepriesen wird.

Henri de Toulouse-Lautrec, Monsieur Boileau au Café, 1864
Was wohl das grüne Getränk sein soll? 😉

Zubereitung und Dosierung

Hat man das Glück den Wermut wild wachsend zu finden, so pflücke man vorwiegend die Blätter der Zweigspitzen. Diese werden mit heißem Wasser übergossen und 5 Minuten ziehen gelassen. Mit den getrocketen Blättern ist ebenso zu verfahren. Hier gilt: 1g der trockenen Blätter auf eine Tasse heißes Wasser.
Die Blätter können auch Wein beigemischt werden um Medizinwein herzustellen. So wurde auch im alten China Wermut dem Reiswein beigemischt.
Hier empfielt es sich ungefähr 3g getrocknete Blätter in einem halben Liter Wein über Nacht ziehen zu lassen und das Kraut anschließend abzuseihen.

Um Absinth Schnaps herzustellen müssen Wermut und andere Kräuter destilliert werden. Die schweizer Absinthrezepte sind außerdem streng geheim. Allerdings gibt es auch ein Rezept von Dale Pendell (ein Lyriker der Beatgeneration), das ohne eine Destille auskommt und stark psychoaktiv sein soll:
30g Wermutblätter
8,5g Ysopkraut
1,8g Kalmuswurzel
6g Melissenblätter
30g Anissamen
25g Fenchelsamen
10g Sternanisfrüchte
3g Koriandersamen

Alles wird in einem Mörser zerrieben und mit 800ml hochprozentigem Alkohol (80%-90%) übergossen. Das Gefäß wird gut verschlossen und eine Woche unter gelegentlichem Schütteln ziehen gelassen. Anschließend wird mit 666ml Wasser verdünnt und nach einem weiteren Tag abgegossen.

Inhaltstoffe

Der wichtigste Wirkstoff ist das Thujon das im ätherischen Öl des Wermut enthalten ist.

Thujon

Thujon wirkt nerventoxisch und löst in hoher Konzentration epileptische Krämpfe aus. Auch Schwindel und Halluzinationen können ausgelöst werden.
Die geringen Konzentrationen von 35mg pro Kilogramm Absinth sind jedoch zu gering um ernsthafte Vergiftungen zu bewirken.

Außerdem enthalten ist das Triterpen Absinthinin. Ungefähr 0.2% Absinthinin findet sich in frischem Wermut. Dieser Stoff ist für den bitteren Geschmack des Wermuts verantwortlich.

Absinthinin

Viel Freude beim Genuss von Wermuttee oder auch Absinthschnaps.
Vielleicht bekommt ja jemand Besuch von der grünen Fee 😉


Der Theriak (Gegengift)

Bereits in der Antike und womöglich noch wesentlich früher, begründete sich die Toxikologie, die Lehre von der Giftigkeit der Substanzen.
Gift wurde als tükische Waffe eingesetzt, zahlreiche Giftmorde sind dokumetiert, aber auch als Strafe kamen Gifte zum Einsatz. Man denke an den wohl berühmtesten Fall, den Schierlingsbecher des Sokrates, den dieser als Todesstrafe trinken musste.
Die Toxikologie beschäftigte sich in frühen Zeiten nicht nur damit verschiedenste Gifte zu klassifizieren und zu erzeugen, sondern auch mit der Herstellung von Antidotonen also Gegengiften.
Diese Gegengifte wurden zur inneren Anwendung entwickelt, Umschläge und Salben zählen also nicht dazu.
Die Antidotone wurden in 3 große Kategorien eingeteilt: In jene die gegen tödliche Gifte verabreicht werden, jene die gegen giftige Tiere eingenommen werden und jene die bei Leiden infolge schlechter Diät Abhilfe schaffen sollen.

Das berühmteste Antidot soll in allen drei dieser Fällen wirken, der sogenannte Theriak. Dieser galt als Wundermittel und wurde von Andromachus, dem Leibarzt des Kaiser Neros, im ersten Jahrhundert nach Christus entwickelt.
Es stellte eine Weiterentwicklung des Mithridatium dar, das Gegengift des König Mithridates von Pontos. Der thyrannische König erdachte dieses Mittel selbst, da er in ständiger Angst vor Vergiftung lebte.
Als Vorbild für sein Antidot dienten wohl die Rezepturen der griechischen Ärzte gegen Schlangenbisse. Diese wurden mit einer Kräutermixtur auch Anis Fenchel und Kümmel behandelt und das Rezept in die Mauer des Asklepieions von Kos eingemeißelt.
Der Thyrann von Pontos fügte diesem Schlangengegengift noch 54 weitere Ingedientien hinzu unter anderem einige als magisch geltende Substanzen wie Enten- und Schlangenblut oder Krötenfleisch.

Andromachus wiederum erweiterte die Rezeptur um Vipernfleisch und Opium, sowie einer Reihe an psychoaktiven Pflanzen. Die Rezeptur belief sich nun auf etwa fast 70 Bestandteilen.
Arabische Ärzte entwickelten den Theriak weiter , wobei immer das Opium den Hauptbestandteil ausmachte.

Vipern fangen für den Theriak.



Der Theriak wurde gegen jede erdenkliche Krankheit verwendet, so auch gegen die Pest. Das Opium wurde vorwiegend aus Ägypten über Venedig impotiert und durch die steigenden Preise oft gestreckt.
Trotzdem hatte die deutsche Stadt Nürnberg hatte den Ruf einen vorzüglichen Theriak mit sehr reinen Zutaten zu handeln. Um die Qualität ihres Allheilmittels zur Schau zu stellen, wurden die Zutaten im Zuge eines großen Festes vor aller Öffentlichkeit zusammengemischt.

Darstellung der mittelalterlichen Theriakherstellung

Neben den zahlreichen voneinander abweichenden Rezepten sei hier die erste gesamtdeutsche Vorschrift zur Theriakherstellung aus der Pharmacopoea germanica von 1882 zitiert:

1 Teil Opium

3 Teile spanischen Wein

6 Teile Angelikawurzel

4 Teile Rad. Serpentariae (Wurzel der Virginenhohlwurzel, Aristolochia serpentariae)

2 Teile Baldrianwurzel

2 Teile Meerzwiebel

2 Teile Zitwerwurzel

9 Teile Zimt

1 Teil Grüner Kardamom

1 Teil Myrrhe

1 Teil Eisenvitriol

72 Teile Honig

Zubereitet wird das Ganze indem das Opium und spanischen Wein einen Tag lang unter gelegentlichen umrühren vermischt und ziehen gelassen werden. Dann werden die anderen Bestandteile beigemischt und die gesamte Mischung an einem kühlen dunklen Ort aufbewahrt.
Auch heute noch wird Theriak gehandelt. Allerdings wird es nunmehr als Elexier für ein langes Leben oder als Schwedenbitter bezeichnet. Beiden Rezepte enthielten zunächst Opium welches jedoch in der Zeit der Opium Krise und den Drogenkriegen aus der Rezeptur gestrichen wurde.

Theriak ohne Opium nur der halbe Spaß?



Ein aktuelles Theriak Rezept sieht besipielsweise so aus:

Angelikawurzel, Radix Angelicae pulv. gross. 40%

Baldrianwurzel, Radix Valerianae pulv. gross. 15%

Zimtrinde, Cortex Cinnamomi ceyl. pulv. gross. 15%

Zitwerwurzel, Rhizoma Zedoariae pulv. gross. 15%

Kardamomen, Fructus Cardamomi incort. pulv. 7,5%

Myrrhe, Myrrha pulv. gross. 7,5%

Übrigens erinnert vor allem der Angelikawurz an das über die Jahrhunderte überlieferte und veränderte Theriakrezept, denn die Engelswurz hieß früher Theriakwurz.

Der Theriakwurz erinnert an das wohl bekannteste Gegengift unserer Geschichte

Parikabaum (Virola subspezies)

Steckbrief Parikabaum

Namen: Parikabaum, Virola subspezies, Camaticaro, Cedrillo, Cozobiba, Cuajo,Rapa, Yakohana, Epena
Herkunft: Amazonien, tropische Zonen Zentralamerikas
Zubereitung und Dosierung: Das Harz der Rinde wird getrocknet und das Pulver geschnupft. Ein leicht gehäufter Teelöffel mit Pflanzenasche vermischt entspricht einer schamanischen Dosis.
Wirkstoff: N,N-DMT, 5-MeO-DMT, Carboline,
Wirkung: Schlafähnlicher Trancezustand der von Träumen und Halluzinationen begleitet wird.

Ein kleiner Einblick

Der Gebrauch verschiedener Virola Arten als schamanistisches, rituelles Schnupfpulver wurde erst in den 50er Jahren entdeckt. Richard Evans Schulte entdeckte diese Verwendung und schrieb 1954 eine Abhandlung darüber. Bereits hundert Jahre zuvor sammelte der Botaniker Spruce botanisches Material verschiedener Virola Arten und untersuchte diese, ohne jedoch die psychoaktive Wirkung der Rinde zu entdecken.
Vor allem in Brasilien, Kolumbien, Peru und Venezuela gedeihen die verschiedenen Virola Arten, immer im amazonischen Regenwald. Die Bäume werden nicht kultiviert, da es scheinbar noch niemandem gelungen ist die bis zu 30 Mete hohen Bäume sinnvoll zu vermehren.

Die Rinde enthält das psychoaktive Molekül DMT

Der Stamm der Bora sowie die Huitoto die das Gebiet um den zweitgrößten Fluss Südamerikas, den Orinoko, besiedeln, benutzen Virola als Schnupfpulver, nehmen es aber auch oral zu sich. Vor allem um Krankheiten zu diagnostizieren verwenden die Schamanen es.
Bei den Desana, die an den Ufern des Flusses Rio Uaupés im Nordwesten Amazoniens leben, ist Virola fest in den Initiationsritus eingebunden. Bei der Feier müssen die Knaben die zum Mann initiiert werden die Zubereitung des Schnupfpulvers erlernen und auch zum ersten mal konsumieren.
Die Quichua in Ecuador kochen ein Sekret aus der Virola Rinde das getrunken wird.
Bei den Waika, im Süden Venezuelas, kommt das Rindensekret sogar als Pfeilgift zum Einsatz.

Darstellung von Schnupfwerkezug, eines aus Knochen eines aus einer Schnecke. (Nach Koch Grünberg 1921)

Die getrocknete Rinde wird zur Fiebersenkung auch geraucht und als Vertreibung gegen böse Geister gekocht. Die verschiedenen Virola Arten gelten als hirnstimulierend und sollen das Erinnerungsvermögen stärken. Außerdem haben die Harze pilzhemmende Wirkung.

Zubereitung und Dosierung

Das Harz das oom oder ya-keeoom genannt wird wird ähnlich wie Latex durch das anritzen der Baumrinde gewonnen. Die Rinde wird auch abgetragen oder die Innenrinde erwärmen und das Harz ausschwitzen. Das reine Harz wird mit Pflanzenasche, beispielsweise die des Kakaobaums, oder auch mit Muschelkalk vermischt um die aus dem klebrigen Harz ein trockenen Pulvers herzustellen. Auch hat das Schnupfpulver ohne die Beigabe der Pflanzenasche scheinbar keine Wirkung. Die Rinde wird am frühen Morgen geerntet, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen auf den Stamm fallen. Die Sonnenstrahlen sollen die Wirkung des Pulvers erheblich beeinflussen.

Als eine schamanische Dosis wird ein gehäufter Teelöffel des mit Pflanzenasche vermischten Harzes angegeben. Diese Menge wird auf 3 Portionen aufgeteilt in kurzen Abständen geschnupft. Oft werden dem Pulver getrocknete Tabakblätter, getrocknete Kakaoblätter oder pulverisierte Rindenstücke von Banisteriopsis subspezies beigemischt.
Für die orale Einnahme gibt es andere Rezepte, so kochen die kolumbianischen Huitoto den harzigen Saft mit Wasser solange ein bis eine sirupartige Konsistenz erreicht ist. Dieser eingedickte Saft wird zu Kugeln geformt und mit Pflanzenasche ummantelt. Drei solcher Kugeln werden gegessen oder auch in Wasser aufgelöst getrunken.
Auch die Bora und Hiutoto kannten ein Rezept für den oralen Gebrauch. Die Innenrinde wurde zu einer dicken Paste eingekocht, die ohne weitere Verarbeitung gegessen wurde.

Manche Virola-Arten werden auch dem Ayahuasca-Trank beigefügt.

Wirkung und Wirkstoffe

Die Wirkung des Virola Schnupfpulvers wird von seinem westlichen Entdecker Schultes als sehr heftig und unangenehm beschrieben. Schultes Selbstversuch resultierte in heftigen Kopfschmerzen, Augendruck und Koordinationsstörungen. Doch war dieser Selbstversuch wohl auch nicht in ein Ritual eingebunden. Schamanen verfallen in traumvolle Trancezustände die von Halluzinationen begleitet werden. Die Desana beschrieben die Wirkung als ein Eindringen des Virolas in den Körper das ihn schwindlig und benommen macht.

Die Hauptwirkstoffe sind verschiedene Derivate des DMT. So sind in den verschiedenen Virola Arten die Moleküle N,N-DMT, 5-MeO-DMT aber auch Carbolin enthalten, das eine strukturelle Ähnlichkeit zu DMT aufweist.

5-MeO-DMT
ß-carbolin


Die Rinde enthält außerdem Sesartemin und Yaugambin, die angeblich Aggressivität hemmen können. Die Samen erreichen reichlich Öl das Virola-fat oder Ucuuba-butter. Dieses errinntert an Kakaobutter und es werden sogar Kerzen daraus hergestellt.

Virola Samen