Zaubersalbei (Salvia divinorum)

Steckbrief

Namen: Wahrsagersalbei, Zaubersalbei, Blätter der Hirtin, Yerba Maria, Blatt der Schläferin, Pipiltzintzitnl (der edelste kleine Prinz), Aztekensalbei
Herkunft: Salvia divinorum ist im Mexikanischen Bundesstaat Oaxaca einheimisch
Zubereitung und Dosierung: Die Blätter können gekaut (frisch, 6-10 Stück) und geraucht (getrocknet, 1/5 – 1 Gramm) werden.
Wirkung: Salvia divinorum ist ein starkes Halluzinogen.
Wirkstoff: Salvinorin A

Ein kleiner Einblick…

Salvia divinorum, der sogennante Salbei der Seher, beinhaltet das vermutlich potenteste natürlich vorkommende Halluzinogen Salvinorin A . Verwendung findet das Zauberkraut schon seit jeher in südamerikanischer Kultur. Aufgrund von Wandverzierungen der Azteken wird angenommen, dass schon ihnen die Halluzinogene Wirkung der saftigen grünen Pflanze bekannt war und sie rituellen Gebrauch von ihr machten. Von ihnen bekam Salvia den Namen Pipiltzintzitnl, was übersetzt „der edelste Prinz“ bedeutet.


So richtig bekannt ist uns dieser edle Prinz jedoch von den Mazateken.
Sie sind ein indigenes Volk Mexikos, das im Bundesstaat Oaxaca ansässig sind. Salvia divinorum ist den Mazateken heilig und wird dementsprechend geheimnisvoll und zurückhaltend geteilt und besprochen. Die gemeinsame Geschichte der Mazateken und der Pflanze wird nicht oder nur Ausschnittsweise erzählt. Als die ersten Forscher sich für Zaubersalbei interessierten bekamen sie ein Stück der Pflanze mit, durften jedoch nicht an den Ort wo er wuchs. Für die Mazateken ist Salvia divinorum mit der Jungfrau Maria verbunden, was sich im spanischen Namen „Yerba Maria“ widerspiegelt. Besonders Schutzbedürftigen soll sie während eines Rituals erscheinen. Andere Namen wie „Blätter der Hirtin“ können sowohl vor einem christlichen Kontext gedeutet werden, als auch vor dem Hintergrund möglicher Tier-Verehrung vor der Einwanderung der Hispanics in Südamerika.

Seit Jahrhunderten werden die Blätter des Zaubersalbeis von den Mazateken in verschiedensten Zusammenhängen und von verschiedensten Heilern und Heilerinnen verwendet. Hebammen „Parteras“ begleiten Frauen mit dem Kraut während der gesamten Schwangerschaft als auch zur Geburt. Die Curanderos, also Heiler oder Heilerinnen, arbeiten mit Salvia divinorum zur Behandlung von kulturgebundenen Syndromen, das heißt Krankheiten die innerhalb ihrer Kultur auftreten und keine nachweisbaren biochemischen Ursachen oder Organschäden aufweisen. Für Knochen- und Muskelbeschwerden werden Hueseros hinzugezogen und auch sie verwenden die Heilkräfte des Aztekensalbeis. Es gibt also eine Vielzahl an Heilern und Heilerinnen, die mit derselben Pflanze arbeiten. Auch zu erwähnen ist die Behandlung von Arthritis, Kopfweh, Abhängigkeiten und Verdauungsbeschwerden.


Der verbreitetste Gebrauch ist dennoch der zu religiösen und spirituellen Zwecken. Schamanen, die sowohl Frauen als auch Männer sein können, können Menschen durch eine Zeremonie mit dem Zauberkraut begleiten. Für diese Art von Heilpraxis ist einiges an Vorbereitung notwendig. Abgesehen davon, dass die Person sich erst als würdig und mit guten Intentionen erweisen muss, sind auch eine spezielle Fastenkur und Enthaltsamkeit notwendig. Auch das rituelle Sammeln der Blätter mit großem Respekt ist Teil der Prozedur.
Das Ritual selbst findet meist in der Nacht bei Dunkelheit statt. Der Schamane singt ein langes Lied in dem er diverse heilige Schutzpatrone aus dem Christentum als auch aus der Natur aufruft. All diese Übernatürlichen Kräfte sollen der Patientin oder dem Patienten dabei helfen ihren Weg durch die Halluzinationen zu finden.
Wie kommt nun Salvia divinorum ins Spiel? Die Blätter werden meist zu zigarrenförmigen Rollen gedreht, die aus zwei bis zehn Blättern bestehen. Im Anschluss werden diese mit schwarzem Copal geräuchert und eine Rolle nach der anderen verabreicht, bis der Schamane die Dosis als ausreichend erachtet. Auch der Schamane konsumiert diese Rollen, die auch „Priem“ genannt werden. An diesen Blätterrollen kaut und lutscht man solange wie möglich, da Salvinorin A vor allem durch die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Bald stellen sich akustische Veränderungen ein, das Zeitempfinden verändert sich und innere Bilder steigen hoch. Der intensive Teil der Wahrnehmungsveränderung dauert etwa 1-2 Stunden an. Während dieser Zeit versucht auch der Schamane durch Visionen zu erkennen was der Patient oder die Patientin wissen muss – sei es ein Ratschlag oder eine Krankheitsursache.

Einzug in das westliche Bewusstsein fand Salvia divinorum in den 1960ern. Gordon Watson brachte die ersten Exemplare zur Untersuchung und Klassifizierung aus Mexiko mit. Botanisch beschrieben wurde die Pflanze erstmals durch Carl Epling und Carlos D. Jativa-M. Auch Albert Hofmann hatte seine Finger im Spiel und untersuchte den Presssaft der Blätter, konnte jedoch noch keinen Wirkstoff efrkennen. Salvinorin A wurde erst in den 1980ern entdeckt.

Inhaltsstoffe

Der für uns interessanteste Wirkstoff im Zaubersalbei ist Salvinorin A. Es verändert Prozesse im Gehirn indem es sich an den k-Opioidrezeptor anheftet. Zusätzlich beeinflusst es Dopaminrezeptoren. Neben Salvinorin A sind auch weitere Salvinorine enthalten, die aber keine psychotrope Wirkung aufweisen.

Botanische Beschreibung

Salvia divinorum ist im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca zuhause, wo es im Gebirge in Schluchten mit hoher Luftfeuchtigkeit gedeiht. Diese Gegend nennt sich Sierra Mazateca und weist schon auf das dort beheimatete indigene Volk hin. Mit Baumkronen überdachte Orte bieten der Pflanze den perfekt schattigen Ort.

Im richtigen Klima kann Salvia divinorum bis zu 3 Meter hoch werden. Die Stängel sind vierkantig, verzweigen sich und können unten leicht verholzen. Die elliptischen Laubblätter werden 10 bis 30 cm lang und sind in ein sattes saftiges grün gefärbt und etwas behaart. Salvia divinorum zählt zu den Lippenblütlern und kann wunderschöne, kerzenförmig angeordnete bartviolette Blüten tragen.

Zubereitung, Dosierung und Wirkung

Ein Trip auf Salvia divinorum kann sich in leichter Wahrnehmungsveränderung und träumerischen, inneren Bildern äußern, oder im völligen Wegbrechen der Realität. Von starkem Gelächter, intensiveren Farben bis zu allumfassenden Halluzinationen und Kontrollverlust über den Bewegungsapparat ist alles möglich. Viele Personen sprechen davon, an völlig fremde Orte in unbekannte Zeiten verfrachtet zu werden. Je nach Intensität des Trips, können definitiv unangenehme, beängstigende Situationen auftreten. Durchatmen, loslassen, austesten…

Kauen: 6-10 frische Blätter
Wer sich für die Methode der Mazateken interessiert benötigt frische Blätter. Die Blätter können zusammengerollt und dann gekaut und gelutscht werden. Bei dieser Konsumform geht es darum, dass die Wirkstoffe der Blätter durch die Mundschleimhäute aufgenommen werden, viel zu schlucken ist also nicht förderlich. Je länger man den grünen bitteren Brei im Mund behält desto besser. Für Beginner empfiehlt es sich mit etwa 6 Blättern anzufangen und sich erst zu steigern, wenn man weiß wie sich ein Trip in etwa anfühlt.
Auf diese Weise konsumiert sollte ein Trip 1-2 Stunden andauern.

Rauchen: 1/5 bis 1 Gramm, Pfeife oder Bong
Beim Rauchen der Zauberpflanze ist es wichtig relativ rasch zu inhalieren. Ein Joint ist ausnahmsweise nicht unbedingt der beste Weg high zu werden. Mit einer Pfeife oder einer Bong ist man hier besser bedient. Das spannende am Rauchen der Blätter ist, dass alles sehr schnell geht. Der Start in den Trip ist wie das Umlegen einen Schalters: zack weg. Und die Dauer des Zustandes beträgt so ca. 15 Minuten. Eine schnelle und intensive Angelegenheit also!

Tinktur: hochprozentiger Alkohol, frisches oder getrocknetes Pflanzenmaterial
Wie bei jeder Tinktur wird hier die gewünschte Menge an Pflanzenmaterial mit dem Alkohol übergossen, immer wieder durchgeschüttelt und nach etwa 3 Wochen kann das Pflanzenmaterial herausgefiltert werden. Tropft man ein wenig der Tinktur auf ein trockenes Salviablatt, lässt es trocknen und raucht es im Anschluss, verstärkt man einfach die Wirkung. Auf jeden Fall muss man sehr Vorsichtig mit der Tinktur sein, da Salvia divinorum ohnehin nicht zu unterschätzen ist.

Es gibt auch noch die Möglichkeit diverse Extrakte selbst herzustellen oder im Internet zu bestellen. Wer weiterhin gut bei der Dosierung aufpasst, sich genügend informiert und mit Freude und Respekt an die Sache geht, hat alles richtig gemacht und kann sich auf eine tiefgreifende Erfahrung freuen.

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