Himmelblaue Prunkwinde (Ipomoea tricolor)

Namen: Trichternde, Morning Glory, Himmelblaue Prunkwinde, Kaiserwinde
Herkunft: Mexiko, Südamerika
Zubereitung und Dosierung: Einige Samen können zerkaut werden oder mittels Kaltwasserauszug vorbereitet werden.
Wirkung: Die Samen wirken psychedelisch, traumähnlich und können träge machen.
Wirkstoff: Der Hauptwirkstoff hier ist LSA.

Ein kleiner Einblick

Mit den Göttern zu kommunizieren, scheint ein wiederkehrendes Thema innerhalb der Ethnobotanik zu sein. Unter den vielen Prunkwinden, finden wir neben der Süßkartoffel und dem Wasserspinat, auch die zarte schöne Ipomoea tricolor, die Himmelblaue Prunkwinde oder auch Kaiserwinde. Wir sehen sie oft in Gärten gedeihen und klettern. Die Geschichte und die Nutzung dieser Pflanze reicht jedoch weit über unsere Gärten und unsere Zeit hinaus, bis ins Südamerika der Maya und Azteken. (1)

Die Maya verwendeten die Samen von zwei Prunkwinden, die der Kaiserwinde und auch die der Rivea corymbosa, zu verschiedenen Zwecken, doch immer eingebettet in Rituale.

Heiler konnten durch den Konsum der Samen erkennen, wo im Körper einer erkrankten Person die Krankheit saß und dann durch die Verbindung zu den Göttern den Heilungsprozess einleiten. Auch bei Opferritualen mit Menschen, wurden sowohl die „Opfer“ als auch der Eltern mit genügend psychoaktiven Samen ausgestattet. Bei Jeder Verwendung der Samen ging es um die Kommunikation zwischen den Göttern und der Menschen. Es sollte die Zukunft vorausgesehen werden, Krankheiten und meteorologische Besonderheiten besser verstanden werden und Ernte und der Ausgang von Kriegen und Kämpfen vorausgesagt werden.

Auf der folgenden Stele ist eine Abbildung der Frau eines Königs zu erkennen. Sie heißt Lady Xoc und war wohl eine der mächtigsten Frauen in der Geschichte der Maya und deshalb wohl auch stark in Rituale und Politik involviert. Sie hat offensichtlich eine Vision, denn sie ist mit Kukulkan, einer göttlichen Schlange abgebildet. Kukulkan war früher ein Bote zwischen den Göttern und den Königen und Königinnen. Wie die gute Lady zu dieser aufregenden Begegnung kam, das sehen wir in der linken unteren Ecke, wo wir zwei Prunkwindenblüten sehen, aus denen die Schlange austritt. Die Prunkwinden werden aufgrund ihrer Ranken auch Schlangenpflanze genannt. (2)

Lady Xoc

Die Maya bereiten ein Getränk namens Balché zu, bei dem die Rinde der Pflanze Lonchocarpus longistylus zu einem Tee gemacht und mit Honig vermischt wird, der von Bienen stammt, die sich von Prunkwinden ernähren. Blaché wird auch heute noch konsumiert. (2)

Huitzilopochtli

Bei den Azteken können wir auf der Abbildung des Sonnen- und Kriegsgottes Huitzilopochtli, Symbole für Prunkwinden finden. Huitzilopochtlis Rücken ist auf dieser Statue mit den Ranken der Prunkwinde geschmückt. Auf anderen Abbildungen sehen wir wie ein Kolibri den Nektar aus einer Prunkwindenblüte trinkt, die aus seiner Stirn wächst. Ein weiteres Symbol für das göttliche Wissen, das durch den Konsum der Samen weitergegeben wird. Der Kolibri spielt tatsächlich eine wichtige Rolle bei der Bestäubung der Pflanze. Die Schlange in seiner rechten Hand symbolisiert auch hier die Ranken der Prunkwinde.

Während die Spanischen Kolonien in Südamerika einmarschierten entstand Mitte des 16. Jahrhunderts der Codex Florentinus. Er umfasst zwölf Bücher über die Kultur der Azteken und wurde von Bernardino de Sahagún, einem spanischem Missionar und Ethnologen verfasst. Im 11. Buch befinden sich Beschreibungen fünf psychoaktiver Pflanzen. (3; 4)
Die sogenannte Tlitliltzin wurde von Robert Gordon Wasson als Ipomoea tricolor identifiziert. Im Codex Florentinus wird eine Form der Zubereitung der Samen beschrieben. Hierbei wurden die Samen zu einem Pulver zermahlen und anschließend durch Wasser gefiltert, welches anschließend die gelösten Alkaloide beinhaltet und getrunken werden kann.

Zurück in Europa, treffen wir in dieser kleinen Geschichte der Trichterwinde überraschender Weise auf Albert Hofmann. Während er nämlich mit Mutterkorn gearbeitet hat, hat er zum ersten mal LSA im Labor hergestellt. LSA ist der Wirkstoff, dem die psychedelische Wirkung der Samen der Kaiserwinde zugeschrieben wird. Hofmann hat auch mit LSA Selbstversuche gemacht. Noch wusste er nicht, dass der Wirkstoff eine so lange religiöse Tradition in Südamerika hatte. Doch das sollte sich bald ändern, Hofmann kam in Kontakt mit diversen Naturdrogen und konnte später im Zuge einer Studie LSA aus den Samen der Rivea corymbosa extrahieren.


LSA oder Ergin ist ein Stoff, der mit LSD verwandt ist und eine ähnliche Wirkung auf uns Menschen hat. Hofmann schreibt in einem Vergleich der beiden Wirkstoffe, dass LSA weitaus nicht so potent ist und in höheren Dosen konsumiert werden muss. Doch im Gegensatz zu LSD soll LSA eher müde machen und teilweise geistige Leere erzeugen und insgesamt weniger euphorisch empfunden werden. (5)

Wer jetzt Lust bekommen hat eine Schlange heraufzubeschwören und die Götter über den Ausgang des nächsten Friseurtermins zu befragen, kann sich natürlich auf die Suche nach den Samen machen. Wir empfehlen sie beim Ethnobotaniker eures Vertrauens zu besorgen, da man nie sicher wissen kann, mit welchen Mitteln die Samen in normalen Gärtnereien vorbehandelt wurden.

Inhaltsstoffe

Der Hauptwirkstoff in den schwarzen kleinen Samen der Ipomoea tricolor nennt sich Ergin oder auch D-Lysergsäureamid oder kurz LSA. Wie schon erwähnt ist er mit LSD verwandt und kann deshalb als Ausgangstoff für die Synthese von LSD verwendet werden.
LSA ist auch in den Samen der Prunkwinde Rivea corymbosa und in den Samen der Hawaiianischen Holzrose enthalten. (5)

Botanische Beschreibung

Die schöne Ipomoea tricolor klettert gerne auf eine Höhe von bis zu 4 Metern. Man erkennt sie besonders gut an den Blüten, die von Sommer bis Herbst erblühen. Sie sind trichterförmig und können in verschiedensten Blau- und Violetttönen gefärbt sein. Die Blätter können einen Durchmesser von bis zu 15 Zentimetern erreichen. Ein schönes Detail sind die herzförmigen, hellgrünen Blätter. (6)

Zubereitung, Dosierung und Wirkung

Die Samen der Himmelblauen Prunkwinde wirken psychedelisch. Etwa 30 Minuten bis zwei Stunden nach der Einnahme setzt die Wirkung ein. Bis dahin und auch zu Beginn des Trips müssen wir mit Schläfrigkeit rechnen, der ganze Körper fühlt sich sehr träge an. Während dieser Phase und später kann es zu Übelkeit kommen, zu Durchfall oder sogar zu Verstopfung. Eine weitere Nebenwirkung sind leichte Krämpfe in den Zehen und manchmal in den Beinen, das muss aber nicht immer eintreten. Wenn man sich dann in diesem trägen, zwickenden Zustand langsam eingefunden hat und sich fragt warum man denn noch nichts spürt… dann fängt es meistens an. Nachdem das ganze recht lang dauernd kann, sollte man nicht nachlegen, weil man noch nichts bemerkt. Besser man hebt sich die Samen für ein anderes Mal auf. Wenn es dann mal losgeht, dann befindet man sich in einem traumähnlichen Zustand. Alles bewegt sich, Farben werden intensiver und der Staub unterm Bett fängt zu tanzen an und scheint mystische Botschaften überliefern zu wollen. Eine gewisse Orientierungslosigkeit sollte man einberechnen, vor allem wenn man die Samen im freien konsumieren will. Der Trip hält im Durchschnitt vier bis acht Stunden an. Die Stärke des Trips ist natürlich abhängig von der Dosis. Schwangere dürfen die Samen auf gar keinen Fall konsumieren, da es zu Gebärmutterkontraktionen kommen kann.

Samen kauen: Samen
Da die Samen schon ein bisschen härter sind, können sie für einige Zeit in Wasser eingelegt werden. Anschließend kann das Wasser getrunken und die Samen können gekaut werden.

Kaltwasserauszug: Samen und etwas Zeit
Hierfür werden die Samen zermahlen und anschließend in Wasser eingelegt. Nach einiger Zeit kann das Wasser mit den Samen getrunken werden.

  1. Wikipedia Eintrag zur Prunkwinden
  2. Hallucinogenic drugs in pre-Columbian Mesoamerican cultures“ F.J. Carod-Artal
  3. Wikipedia Eintrag zu Codex Florentinus
  4. Wikipedia Eintrag zu Aztec Use of Entheogens
  5. Wikipedia Eintrag zu Ergin
  6. Wikipedia Eintrag zur Himmelblauen Prunkwinde

1 comment

  1. Moin. Erstmal guter und Informationsgeladener Beitrag. Kennst du dich auch mit einer genaueren Dosierung aus? Und muss das Wasser bei den eingelegten Samen vorher kochen oder ist das egal?

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