Steckbrief
Namen: Schlafmohn
Herkunft: Ursprünglich soll der Schlafmohn aus dem Mittelmeerraum stammen.
Zubereitung: Aus dem Saft der Samenkapseln kann Rohopium gewonnen werden. Das kann zu einer Alkohol basierten Tinktur oder zu Opium weiterverarbeitet werden.
Wirkung: Opium wirkt schmerzstillend und Angst lösend, es kommt zu einem träumerischen Zustand.
Wirkstoffe: Im weißen Saft der Samenkapsel finden wir Morphium, Codein, Papaverin und viele weitere Alkaloide.
Ein kleiner Einblick…
Schlafmohn begleitet die Menschheit schon mindestens seit der Bronzezeit. Über den Mittelmeerraum dürfte er sich ausgebreitet haben, wurde vielerorts angebaut und bekam in vielen Kulturen einen außerordentlichen Stellenwert. Seine Heilwirkung hat die Medizin grundlegend verändert.
Doch beginnen wir einmal wieder bei den Germanen. Sie legten Heilgärten an, eigentlich herrliche Mohnfelder, für Menschen und Götter. Ein Spaziergang durch diesen Ort an dem Geister und Götter verweilten, sollte Heilung bringen. „Odinsackr“ wurden diese Mohnfelder genannt.
Die Germanen und die griechisch-römischen Kulturen pflegten eine gemeinsame Tradition. Bei der Beisetzung von Toten wurde ein Gebäck mit Mohnsamen in den Sarg gegeben. Schlafmohn, wie uns der Name schon sagt, wurde stark mit dem Gott der Träume und des Schlafes Morpheus verbunden. Das traditionelle Gebäck sollte die Geister ruhen lassen und dafür sorgen, dass die Angehörigen der verstorbenen Person nicht von ihnen heimgesucht wurden.
Der gute Morpheus wurde später auch zum Namensgeber eines der Alkaloide, das im Schlafmohn zu finden ist – Morphium.
Symbolisch stand die pralle Samenkapsel bei den alten Griechen für den Schlaf, Träume und die Nacht. Archäologische Funde belegen, dass die Griechen das aus dem Schlafmohn gewonnene Opium sowohl für kultische als auch medizinische Zwecke einsetzten.
Bei den Römern war Opium eine beliebte Freizeitdroge. Sie waren so große Fans der braunen Masse, dass bei einer Inventur des kaiserlichen Palastes im Jahr 214 ganze 17 Tonnen Opium notiert wurden. Dieser hedonistische Spaß sollte bald mit dem frühen Christentum ein Ende finden. Sogar als Heilmittel wurde Opium von den Christen verboten, schließlich war jeder Schmerz und jede Erkrankung als Strafe Gottes einzuordnen und somit unter keinen Umständen zu lindern!
Wenn es auch lange
gedauert hat, Opium konnte ein Comeback feiern. Mit den Einflüssen
der arabischen Medizin, war es wohl nicht mehr aufzuhalten und fand
seinen weg zurück nach Europa. Im Mittelalter fand der Schlafmohn
mit seinem heilenden Saft auch Einzug in Hildegard von Bingens
Aufzeichnungen. Nun war der Schlafmohn wieder schwer in Ordnung unter
den braven Christen. Zur Vertreibung von Gespenstern und für
ruhigeren Schlaf wurde der Schlafmohn zu Abend geräuchert.
In
der Andreasnacht, die auf den 30. November stattfindet waren früher
einige Bräuche üblich. Einer der 12 Apostel, Andreas, galt als
Schutzheiliger der Ehe. Deshalb drehte sich an diesem Abend alle um
die Liebe und die Ehe. Als Liebesorakel, streuten sich junge Mädchen
Mohnsamen über den Kopf und erhofften sich einen Traum, in dem ihnen
der zukünftige Ehemann erscheinen sollte.
Neben dem Schlaf und den Träumen wird dem Mohn auch Fruchtbarkeit und Reichtum zugeordnet.
Die Mohnkapseln wurde vielerorts mit Fruchtbarkeitsgöttinnen dargestellt. Darunter sind Demeter und Aphrodite. Erstere wird mit Weizen und Mohn abgebildet. Zweitere soll beim Verlust ihres geliebten Adonis Mohnsamen geweint haben. Die schönen Mohnblumen sind also auch ein Trost bei Liebeskummer.
So schön ein Odinsackr aussieht und so heilsam die hübschen Mohnblumen auch für unseren Geist sind, zum Opium sollten wir nicht bei Liebeskummer greifen. Klar, Opium beziehungsweise mittlerweile Opiate, sind nicht mehr aus der Medizin wegzudenken. Schon im Mittelalter wurde es für Narkosen verwendet. Heute sind Morphium und Codein die meist verwendeten Wirkstoffe der Pflanze. Gerade Morphium wird bei starken und auch chronischen Schmerzen gerne verschrieben und es kann schnell zu physischen und psychischen Abhängigkeiten führen.
In den Mohnsamen selbst sind eigentlich keine Alkaloide zu finden. Durch neue Erntemethoden kommt es leider häufiger vor, dass der Saft über die Samen läuft und sie somit in seinen Alkaloiden badet. Jetzt lauft nicht alle zum Supermarkt und erhofft euch einen Rausch von Mohnsamen! Dafür ist es nicht genug. Doch allemal genug Wirkstoffe können auf den Samen landen, um bei einem Drogentest auszuschlagen. Aus diesem Grund sind Gebäcke mit Mohnsamen in Gefängnisse verboten. Sollte jemand eine Dauer-Einladung der Polizei haben, empfiehlt es sich auf Mohnstrudel und Konsorten zu verzichten.
Inhaltsstoffe
Der Saft des Schlafmohns beherbergt ganze 40 Alkaloide. Darunter finden wir Morphium, Codein und Papaverin. Morphium wirkt auf die Opioidrezeptoren. Es ist ein starkes Schmerzmittel, wirkt auch Husten stillend und Angst lösend. Codein wirkt auch beruhigend auf die Atmung und kann auch als Schmerzmittel eingesetzt werden. Papaverin wirkt krampflösend.
Botanische Beschreibung
Der Schlafmohn ist einjährig und wird etwa 30 bis 150 cm hoch und hält sich über eine Pfahlwurzel in der Erde fest. Seine Blätter sind am Rand gezähnt, aber flächiger als die des Klatschmohns.
Von Juni bis August blüht der Schlafmohn weiß bis violett, selten auch rot. Die Blüten können einen Durchmesser von bis zu 10 cm erreichen. Die kugelrunden Kapselfrüchte der hübschen Pflanze umfassen hunderte Samen.
Zubereitung, Dosierung, Wirkung
Um den weißen Saft des Schlafmohns zu gewinnen, werden die Samenkapseln etwa zwei Wochen nach der Blütezeit gesammelt. Nun werden sie einen Millimeter tief angeritzt und der Saft kommt uns entgegen. Über Nacht laufen aus jeder Kapsel etwa 20-50 mg Rohopium heraus. An der Luft oxidiert es und bekommt so eine dunkle Farbe. Das Rohopium kann in Alkohol zu einer Tinktur verarbeitet werden.
Schwieriger wird es, wenn man das Opium rauchen möchte. Hier scheint ein längerer Prozess nötig zu sein, der kneten, erhitzen, rösten und eine Wasserextraktion beinhaltet. Für weitere Auskunft wendet euch bitte an den Chemiker oder die Chemikerin eures Vertrauens!
Zur Dosierung müssen wir uns leider bedeckt halten, Opium ist nach wie vor illegal und wer von seinem Arzt Morphium verschrieben bekommt, hat ein Rezept mit genauer Dosis.
Die Wirkung wird als traumähnlich beschrieben, Entspannung macht sich im Körper breit und Ängste verlieren ihre einschüchternde Wirkung. Mit den Ängsten verlieren jedoch auch andere Gefühle an Intensität. Wie dieser Zustand zu bewerten ist bleibt subjektiv.
Der Schlafmohn lässt sich räuchern: verwendet werden hierfür die Samenkapseln und die Blüten. Der Rauch soll innere Bilder verstärken und die Wahrnehmung der Traumwelt verstärken.