Sexualmagie und Sexualität als Kult

Die Geheimnisse der Welt sollen am eigenen Körper erfahrbar sein, sagen die Mystiker diverser Traditionen. Sexuelle Energie wird in vielen Kulturen und Kulten als die Lebenskraft schlecht hin beschrieben. Es ist die Kraft die Leben schafft. Kein Wunder, dass Rituale rund um diese Energie die Menschheitsgeschichte begleiten. Sexualrituale wurden in vielen Kulturen praktiziert. Auch die Pflanzenwelt wird herangezogen um noch ekstatischere Zustände zu erreichen und die Sinne zu schärfen. In unserem Artikel über Yohimbe, könnt ihr lesen wie dieses Aphrodisiakum rituell verwendet wird. In unserer Kultur ist von den alten Fruchtbarkeitsritualen und Bräuchen nicht mehr viel übrig geblieben. Deshalb könne wir uns inspirieren lassen von altem und anderem, selbst unsere sinnlichen Bettspäße treiben und es mit den entsprechenden Kräutern bis an die Spitze treiben.

Die antiken Sumerer hatten zum Beispiel einen interessanten Test für den angehenden König. Der sollte vor seiner Krönung mit der höchsten Priesterin vor versammeltem Volk seine Manneskraft beweisen. War das Volk zufriedengestellt mit diesem Anblick, brachen alle in Jubel aus, denn die Ernte war gesichert und Wohlstand für die kommenden Jahre war auch.

Aphrodite

Aphrodite die Göttin der Liebe wurde schon im antiken Babylon verehrt. Nach guter Sitte sollte sich jede Frau zu Ehren der Göttin einmal im Leben einem Fremden hingeben. Dazu wartete sie im Tempel der Göttin auf den ersten Mann, der eine Münze in ihren Schoß warf und war alsdann verpflichtet mit ihm zu schlafen. Das Geld durfte sie natürlich nicht behalten und ein Rückzieher aus dieser ganzen Aktion war eine Sünde.

Liebe und Fruchtbarkeit wurden auch im Alten Rom hoch gehalten und gefeiert. Unser Valentinstag stammt von den römischen Lupercalien. Diese Festivitäten wurden für die Wolfsmama Lupa, die der Legende nach die Gründer Roms im Wald fand und säugte, abgehalten. Es war ein Fest für die Gründung Roms, den Frühlung und Glück. Nackte junge Männer liefen durch die Straßen und schlugen Frauen mit Riemen. Anders als man denken würde, hatten die Frauen gar nichts dagegen. Ein Schlag konnte Glück in der Ehe, Schwangerschaft oder eine angenehme Geburt bedeuten.


Vom Anbeten der Göttinnen der Liebe, magischen Liebeszaubern und Fruchtbarkeitsritualen der Antike ist bei uns nicht mehr viel zu sehen. Ganz anders sieht das in Indien aus. Trotz der Einschnitte durch den Kolonialismus konnten der Hinduismus, der Buddhismus und all jene verwobenen und zusammenhängenden Philosophien bis heute erhalten bleiben.


Im tantrischen Hinduismus werden die Energiezentren des Menschen als Lotusblumen dargestellt. Die Chakren sind vom Steißbein bis über den Kopf hinaus entlang der Wirbelsäule angesiedelt und durch sie hindurch soll die Kundalini-Kraft aufsteigen. Um die Kundalini, die als Schlange dargestellt wird, zu aktivieren können viele Mittel herangezogen werden. Zentral in moderneren Zugängen zum Tantra ist die Tantra-Massage. Der Name ist Programm, es ist eine Massage mit möglichem Happy End. Doch viel wesentlicher ist die Stimulierung der Kundlini-Kraft, das in Schwung bringen des Körpers. Also wieder die Auseinandersetzung mit dieser Lebensenergie.

Tantra ist eine Philosophie über Verbindung. Wir verbinden damit oft auch das Kamasutra, in dem sexuelle Akte und Riten vollzogen werden. Beim Tantra geht es aber vor allem darum universelle Prinzipien zu symbolisieren.

Die Begriffe Yoni und Lingam beschreiben grob gesagt das männlichen und weibliche Prinzip. Sie sind Symbole für diese entgegensetzten Energien und sind überall im Hinduismus zu finden. Wieder vereint entsteht Wissen, Energie, Leben und mehr.

Das Vereinen der Dualitäten ist keine Seltenheit in rituellen Sexualpraktiken. So auch bei den Okkultisten der letzten paar Jahrhunderte. Sie ließen altes mystischen Wissen, verlorengeglaubte ägyptische Magie, Dämonen, Engel und Rituale wieder auferstehen.

Als einflussreichstes Werk der Sexualmagie wird „Magia Sexualis“ von Paschal Beverly Randolph gehandelt. In diesem Umfangreichen Werk beschreibt Randolph alles was es zu wissen gibt um ein Ritual zu gestalten. Mit welchen Energien gearbeitet wird, wie diese heraufzubeschwören sind und dass man das ganze IMMER frisch geduscht machen sollte. Der Körper wird hier zum Katalysator für die sexuelle Energie. Um Sex selbst geht es nicht im magischen Kontext. Vereinfacht geht es um das Aufbauen unfassbar starken Verlangens und dem Anschließenden Freisetzen dieser Energie. Dabei können Wünsche manifestiert oder die eigene Macht verstärkt werden.

Randolphs Werk stellt heute die Grundlage für das dar, was man unter Sex Magick kennt.

Magick mit ck ist ein Begriff den niemand anderer als Aleister Crowley selbst prägte. Und mit Sex hatte er auch einiges am Hut. Der „wickedest man in the world“ hat so einigen Schabernack getrieben. Aufgewachsen in einer extrem prüden englischen Familie, konnte er wohl nicht anders als zu rebellieren.
Nach einigen Ehen, Büchern und viel Aufsehen suchte sich Crowley mit seinen Anhänger eine Hütte auf Sizilien um ihrem Glauben nachzugehen. Rituale, Yoga und Orgien standen an der Tagesordnung. Unverständlich für uns und die Nachbarn war die Brutalität mit denen die sexuellen Akte von der Community ausgeübt wurde – und das vor den Kindern die dort wohnten. Mussolini selbst verwies die Gruppe des Landes.

Über Crowley kann man vieles denken, doch das Interesse an Ritualen, Sex und dem Okkulten hat er so richtig vorangetrieben und vor allem zurück in unsere westliche Kultur gebracht. Nischengruppen beschäftigen sich heute wieder mit Sexualmagie, ob alleine oder mit ein paar Gleichgesinnten.

Uns ist das Spiel mit der Lebensenergie und dem Aufrufen von Dämonen dann doch ein bisschen zu krass. Doch den Genuss, die Leidenschaft und die Hingabe mit der wir PartnerInnen erkunden können trifft bei uns exakt ins Schwarze. Sex alleine kann schon zur all umfassenden Wahrnehmungsveränderung. Als PsychonautInnen interessiert es uns vor allem diese Veränderte Wahrnehmung hervorzurufen und sie mit Substanzen zu intensivieren und zu erforschen.

Einige Aphrodisiaka der Ethnobotanik haben wir schon ausführlich beschrieben. Catuaba, Yohimbe und Ziegenkraut sind Pflanzen die in Südamerika, Südafrika und China lange schon für Heilung und Rituale verwendet werden. Dank ethnobotanischer Kräuterläden kommen wir leichter an die geilen Pflanzen ran und können ausprobieren und erkunden!

Also let’s get physical! Warum nicht austesten, spüren und sich vom eigenen Körper überraschen lassen?

  1. Wikipedia Eintrag Sexual Ritual
  2. Wikipedia Eintrag Tantra
  3. Wikipedia Eintrag Paschal Beverly Randolph
  4. „Magia Sexualis – Sexual Practices for Magical Power“ Paschal Beverly Randolph
  5. Wikipedia Eintrag Lupercalien
  6. Wikipedia Eintrag Aleister Crowley

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