Pilzzucht Praxis

Dieser Artikel soll eine Auflistung an Rezepten mit genauen Durchführungsanleitungen und praktischen Tipps bieten. Viel Hintergrundwissen zu den einzelnen Arbeitsschritten und für eine erfolgreiche Pilzzucht entscheidende Aspekte wie steriles Arbeiten, wurden bereits im Theorieartikel behandelt.

Herstellung von Agarnährböden:
Wer frische Pilze klonen , einzelne Strains isolieren und neue Sorten züchten, oder einfach Myzel einlagern möchte, kommt nicht an der Myzel aufzucht auf Agarnährböden vorbei.
(Agar bekommt man in jedem Reformhaus und in manchen Supermärkten) . Hier die bekanntsten Rezepte für Nährböden:

So sollte das Endprodukt aussehen.
  • Kartoffel Dextrose Agar:
    300g Kartoffeln
    25g Agar
    12g Dextrose
    ein Teelöffel Bierhefe

    Die gewaschenen Kartoffeln ungeschält in kleine Stücke schneiden und für eine Stunde in 1l Wasser kochen. Durch ein Sieb abgießen (nicht Filtern, die Stärkestückchen werden benötigt) und den Sud auffangen. Den Sud mit 1l Wasser aufgießen, Agar, Dextrose sowie Bierhefe einrühren und nochmals für 3 min köcheln lassen. Noch warm in die Petrischalen gießen (3-4mm hoch).
    Diese Mischung wird auch in mikrobiologischen Laboren regelmäßig verwendet. Allerding funktionieren auch die nächsten 2 Versionen sehr gut und sind einfacher herzustellen:
  • Hundefutter Agar:
    30g trockenes Hundefutter
    25g Agar
    1,1l Wasser

    Dieser Nährboden hat Charme durch seine billigen Zutaten und seine einfache Herstellung. Die Zutaten werden einfach vermischt, zum Kochen gebracht und nach 5 Minuten heiß in die Petrischalen gefüllt. Der Nachteil: Das Hundefutte färbt den Nährboden trübe und Kontaminationen sind schwerer zu erkennen. Außerdem stinkt der Sud beim Aufkochen sehr, also 2 mal darüber nachdenken, diesen Nährboden in der eigenen Küche herzustellen.
  • Malzextrakt Agar:
    20g Malzextrakt
    25g Agar
    1,1l Wasser

    Unsere Empfehlung!
    Billig, Kontaminationen sind gut sichtbar und die Herstellung ist dieselbe wie beim Hundefutter Agar. Zutaten mischen, aufkochen und nach 5 Minuten abfüllen.

Die Petrischalen werden im Druckkochtopf für 30 Minuten sterilisert. Wichtig ist hier, dass diese Zeitmessung erst Beginnt, wenn der Maximaldruck erreicht ist!
Die sterilisierten Schalen können wie im Theorieartikel beschrieben mit Sporen beimpft werden oder zum klonen von frischen Pilzen verwendet werden.

Herstellung von Getreidebrut:
Egal welche Sorte Getreide man verwendet, es empfielt sich Bio-Getreide zu kaufen, da diese möglichst frei von etwaigen Fungiziden sein sollten und somit optimale Nahrung für unsere kleinen Freunde liefern.
Es finden sich Anleitungen mit braunem Reis, Weizen, Vogelfutter, usw für die jeweils dieselbe Verarbeitungsprozedur gilt.
Mit Abstand am Üblichsten ist jedoch Roggen aufgrund seiner hohen Wasseraufnahmefähigkeit! Hier die einzelnen Arbeitsschritte:

  • Die Getreidekörner werden gewaschen und über Nacht (12h) in Wasser eingelegt. Dabei keimen viele Verunreinigungen bereits auf und können so leichter zerstört werden.
  • Die Körner werden 15-20 Minuten gekocht, abgeseiht und noch heiß ausgebreitet um überschüssiges Wasser auszudampfen.
Zukünftiger Pilzkuchen.
  • Die Körner werden in Einmachgläser, oder andere dampfkochersichere Behältnisse überführt und sterilisiert.
    Die Sterilisationszeit vom Erreichen des Maximaldrucks sollte mindestens eine Stunde betragen, optimal sind 90 Minuten.
    Ein guter Tipp: Bedeckt eure Gläser mit Alufolie, um zu verhindern, dass durch den entsthenden Unterdruck Wasser in das Glas gelangt. Zu nasse Körner ertränken das Myzel.
Bereit zu Sterilistion

Die Gläser werden mit Sporenspritzen oder frischem Myzel beimpft und weiter verarbeitet, wie im Theorieartikel beschrieben.

Psychonautilus Tipp:
Anstatt der Gläser können, auch quaderförmige Kunstoffbehältnisse verwenden werden.
Mit heißem Metall werden Löcher in den Deckel gebrannt und mit Filterwatte verschlossen.
Aus diesen Behältnissen lassen sich die Getreidekuchen leichter auslösen, oder können sofort in diesen Behältnissen in die Fruchtung geschickt werden. Man spart sich so einen Arbeitsschritt und reduziert potentielle Kontaminationen. Vor dem sterilisieren wickelt man die Behältnisse in Alufolie ein und fixiert diese mit Klebeband um zu verhindern, dass sich Wasser in die Behältnisse saugt.
Kombinationen aus sterilem Getreide und Sporenspritze werden auch gehandelt und stellen eine Option dar, ohne Sterilisation an frische Pilze zu gelangen.

Deckerden:
Deckerden sind wie im Theoriartikel beschrieben anzuwenden. Hier einige gängige Rezepte:

  • Torfbasierte Deckerde
    10 Teile Tor
    1 Teil Gips
    1 Teil Kalk (zB. Kreide)

    Hier beschreiben viele Grower ein Problem mit grünem Schimmel der gerne auf feuchtem Torf wächst. Außerdem ist Torf nicht billig
  • Rindenhumus
    Auf 2kg 2-3 Esslöffel Gips

    Durch seine Nährstoffarmut hat man mit Rindenhumus nur sehr selten Kontaminationsprobleme, allerdings sind oft Eier der Trauermücke in den Säcken die es zu kaufen gibt, also auf jeden Fall sterilisieren!
    Die Billigste Option!
  • Pferdemist / Vermiculit Mix
    1 Teil Getrockneter Pferdemist
    1 Teil Vermiculit

    Diese Deckerde bringt große Erträge, wer eine Pferemistquelle hat sollte diese auf jeden Fall nutzen.

Dies sind nur einige Vorschläge, fühlt euch inspiriert und experientiert mit verschiedenen Deckerden. Hier ist zum Beispiel ein Rezept, das besonders hohen Ertrag liefern soll:

  • 30 Becher Pferdemist
  • 16 Becher Vermiculite
  • 14 Becher Kokos Phaser
  • 4 Becher Wurmkompost
  • 4 Becher Gips
  • 2 Becher gemahlener Kaffee
    (ein 250ml Becher wurde verwendet)

Wenn ihr Deckerde verwendet, so solltet ihr euren abgedeckden Kuchen in völliger Dunkelheit bei derselben Temperatur, wie zuvor eure Körnerbrut, lagern. Ihr werdet versucht sein zu checken ob sich schon Myzel auf der Deckschicht zeigt. Widersteht dem und gebt eurem Myzel zumindest eine Woche Zeit. Das verfrühte öffnen der Behältnisse kann die Fruchtung einleiten bevor die Deckschicht genügend durchwachsen ist. Konkurrenten könnten sich ansiedeln.

Fruchtungskammern:
Die Fruchtkörperbildung wird eingeleitet durch eine geringe Absenkung der Temperatur gegenüber der Durchwachsphasen Temperatur, einer Absenkung der Kohlenstoffdioxid-Konzentration (durch Frischluftzufuhr), Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und durch Belichtung. Alle diese Aspekte lassen sich je nach Fruchtungskammer verschieden genau steuern. Hier einige Beispiele mit ihren Vor und Nachteilen:

  • Einfache Plastikbox.
    Die einfachste Option. Die Luftzufuhr wird durch 2x tägliches Öffnen der Box erreicht. Mit einer Sprühflasche wird zugleich Wasser in die Box gesprüht (nicht direkt auf das Myzel!) um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren. Belichtet wird durch Sonnenlicht (Vorsicht! Wenn die Box direkt in der Sonne steht kann die Innentemperatur durch Treibhauseffekt sehr schnell steigen und das Myzel zerstören!)
    Die Temperatur kann nicht geregelt werden und durch das Lüften können Konkurrenten in die unsere Pilzkuchen gelangen.
  • Plastikbox gepimpt:
    Mit einer Heizmatte und Thermometer versehen lässt sich schon mal die Temperatur regeln. Schwache Leuchtstofflampen mit hohem Blauanteil die 12-16 Stunden beleuchten, sichern optimale Belichtungsbedingungen. Zu starke Belichtung führt bei den frühen Fruchtkörpern (Primordien) zu sehr dicken Stämmen. Ist hingegen der Stamm der Primordien sehr dünn und langgestreckt, so ist die Ursache meist eine zu schwache Beleuchtung.
    Die Luftzufuhr kann über ein Gebläse mit Reinstofffilter erfolgen (wie bei einem Laminar Flow Hood). Eine Andere Möglichkeit ist es zahlreiche Löcher in die gesamte Kiste zu bohren und mit Filterwatte zu verstopfen.
    Die Luftfeuchtigkeit kann durch auslegen des Bodens mit feuchtem Perlit erreicht werden. Zur Verwendung empfiehlt sich für den Pflanzenbau empfohlenes Perlit (Perligran) mit einer Korngröße 2/6.
    Vorsicht! Perlitstaub ist für die Lunge sehr ungesund. Beim Arbeiten damit empfielt es sich eine Staubmaske zu tragen.
Pimp your Plastikbox
  • Mini Gewächshaus
    Es gibt für die Pflanzenaufzucht Zimmerewächshäuser zu kaufen, die sich auch gut für die Pilzzucht eignen. Temperaturregler und Zerstäuber für die Luftfeuchtigkeit sind dabei und können genau eingestellt werden.





    Diese können auch nachgebaut werden wenn man alte Aquarien verwendet:
    Der Boden des Aquariums wird mit Wasser befüllt und dort eine Aquarienheizung angebracht. Damit lässt sich sowohl die relative Luftfeuchtigkeit als auch die Temperatur erhöhen. Das Aquarium wird mit einer Glasscheibe abgedeckt. Auf den Deckel legt man eine schwache Leuchtstoffröhre. Im Inneren des Aquariums kann man eine kleinere Glasscheibe schräg über der ausgewachsenen Brut anbringen, um zu verhindern, dass Kondenswasser auf die Pilze tropft. Die Brut selbst wird über dem Wasserstand gehalten, z.B. mit einem Drahtgitter oder sonst eine Konstruktion auf der sich die Brut befindet.

Pilzzucht Outdoor:
Vor allem die Sorte Psilocybe cubensis und Psilocybe azurescens, lassen sich auch in unserer Klima Zone im Freien kultivieren. Allerdings ist hier der Erfolg nicht absolut von unserer Arbeit abhängig. Da wir in keinem geschlossenen System agieren und gewisse Einflüsse nicht beeinflussen können ist hier ein wenig Glück dabei.
Doch die Versuche lohnen sich, wer hätte nicht gerne frische Pilze in seinem Garten.

Eintraumhafter Grow von Fuzz-nutter in Canada)

Zunächst brauchen wir für einen solchen Outdoorgrow eine Menge an Körnerbrut. Diese lässt sich zum Glück leicht vervielfältigen, wenn man gute sterile Bedingungen hat.
Das Beste Substrat für einen Outdoorgrow ist eine Mischung aus Kompostierte Pferdemist und Stroh. Das Stroh sorgt für eine lockere Luftige Masse. Alternativ kann auch Kuhmist verwendet werden. Kompostierter Mist sollte nicht mehr stinken und eher einen angenehmen Erde/Kompostgeruch haben, ansonsten ist er nicht ready.
Das Stroh wird 24 Stunden in Wasser eingelegt.
Nun werden Beete ausgehoben (ungefähr 20-30 cm tief). Diese sollten idealerweise in der Nähe eines Baumes oder Strauches liegen, der ein wenig Schatten spenden kann.
Nun wird in dieses Beet Körnerbrut verstreut, so dass eine möglichst gleichmäßige Verteilung gegeben ist. Diese wird mit dem Stroh bedeckt, dieses vorher abtropfen lassen! Nun kommt eine Schicht Pferdemist darüber die wieder mit Heu bedeckt wird. Nun wird auf diese Heuschicht Körnerbrut verteilt. Je mehr desto besser. Diese werden wieder mit Stroh bedeckt. Für die oberste Schicht vermischen wir Pferdemist Heu und Erde. Diese Schicht sollte maximal 5 cm hoch sein.
Eine letzte Schicht Stroh wird darüber bereitet und das Beet 1 x täglich gegossen. Ausgehoben und bereitet sollte das Beet erst werden wenn der Boden nicht mehr frieren kann, also ungefähr im Mai (am besten nach den Eisheiligen)

Erntezeit

Viel Freude bei euren Versuchen!

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