Steckbrief Iboga
Name: Iboga, Bocca Eboga, Eboka, Dibuka, Obona, Tabernathe Iboga, Strauch der Erkenntnis
Herkunft: Zentralafrika. In Gabun, Kamerun und in der Reuplik Kongo verbreitet. In vielen Gebieten Westafrikas kultiviert.
Zubereitung und Konsum: Die Wurzeln von lebenden Pflanzen werden geerntet und die Wurzelrinde getrocknet und gemahlen. Das Wurzelpulver wird mit Flüssigkeit vermischt getrunken.
Wirkstoff: Indolalkaloide verschiedener Typen:
Ibogaintyp, Voacangintyp, Voaphylintyp. Ibogain ist der Hauptwirkstoff.
Ein kleiner Einblick:
Die Verwendung des Strauches der Erkenntnis ist stammesgeschichtlich auf die Pygmäen zurückzuführen. Ihr Wissen gaben Sie dem westafrikanischen Stamm der Fang weiter die den Strauch und seine Entstehung in ihre Mythologie einbanden. Wie viele anderen psychoaktiven Pflanzen, entstand auch der Ibogastrauch, der Legende nach, aus einem Menschen:
Der letzte der erschaffenden Götter
Zame Ye Mebege, erwischte den pflanzenkundigen Pygmäen Bitamu, als er die Früchte des Atangabaums erntete. Der Gott ließ Bitamu den Halt verlieren, und Bitamu stürtze in den Tod. Zame Ye Mebege schnitt dem Leichnahm die kleinen Finger und Zehen ab und pflanzte sie in verschiedene Teile des Regenwaldes ein. Aus diesen Körperteilen wuchs der Iboga-Strauch.
Und so wurde der Iboga Strauch zum festen Bestandteil der afrikanischen schamanischen Kultur. Im Ritus wird so eine Brücke zur Ahnenwelt hergestellt, deren Weisheit die Pflanze verkörpert. Vor der Jagd wird der Iboga getrunken um die Ahnen zu befragen wo sich das Wild befindet. Auch werden während der Jagd die Wurzelstücke gekaut, um wach und kraftvoll zu bleiben und auch lange bewegungslos und konzentriert im Hinterhalt ausharren zu können.
Da nach afrikanischer Auffassung das Problem des Einzelnen auch immer ein Problem der Gesellschaft ist, nehmen an Heilungsritualen nicht nur der Erkrankte teil, sondern meist der Gesamte Stamm.
Iboga wird auch für die Initiationsriten in die Erwachsenenwelt genutzt und verstoßene Mitglieder werden über Iboga-Ritual wieder in die Gesellschaft eingegliedert
Die Gebrauch von Iboga fand auch in den reformativen Kulturen, die zum Christentum bekehrt wurden große Bedeutung. Der Strauch wurde in die alttestamentarische Mythologie eingewebt und gilt als der echte „Baum der Erkenntnis“ aus dem Garten Eden. Am bekanntesten ist der Bwiti-Kult der aus dem Stamm der Fang hervorging und ungefähr 150 Jahre alt ist. Es lassen gewisse parallelen zum nordamerikanischen Peyotekult herstellen. Auch hier wird ein psychoaktive Substanz als Sakrament angesehen und als Teil eines synkretischen ( Vermischung verschiedener Religionen, Konfessionen oder philosophischer Anschauungen) Ritual eingenommen.
Anstatt der wirkungslosen Hostie wird bei den nächtlichen Bwiti-Messen (ngoze) das „wahre“ Sakrament Iboga (in bescheidener Dosierung) konsumiert.
Um als Novize in den Priesterstand zu treten wird im Initiationsritual eine Überdosis eingenommen. Diese soll „den Kopf aufbrechen“ und durch körperlichen Zusammenbruch und Koma-ähnlichen Zuständen, eine Reise in die Ahnenwelt gemacht werden.
Physische und psychedelische Wirkung
Der Stamm der Fang beschreibt die eintretenden Visionen bei Iboga-Ritualen, als „durch den Wald wandeln“, den jeder mit in sich trägt.
Die Wirkung setzt etwa 40 Minuten nach dem Konsum ein. Einem Summen im Ohr folgen lebhafte Visionen. Diese Visionen unterscheiden sich individuell, doch lassen sich viele Gemeinsamkeiten festhalten. Archetypische Symbole wie Tiergestalten oder geometrische Symbole werden wahrgenommen. Konkretere Visionen können sich auf das bisherige Leben beziehen und entscheidende Situationen und Stationen vorzeigen. Hierbei berichten viele von einer beobachtenden Position, die einen objektiven Blick auf eigene Probleme und deren Ursachen bietet.
Auch von Kontakt mit verstorbenen Familienmitgliedern wird berichtet. Die Visionen finden meist in einem traumähnlichen Zustand statt.
Iboga in der Sucht-Therapie
Rein zufällig entdeckte eine Gruppe heroinabhängiger Teenager, das Potential Ibogas für den Drogenentzug. Niemand von Ihnen hatte die bewusste Absicht den Drogenkonsum aufzugeben, jedoch konnten als Folge des Ibogain-Konsums fünf der sieben Teenager Ihre Drogensucht überwinden. Das veranlasste Howard Lotsof, der Teil dieser Gruppe war, Iboga intensiverer Forschung zu unterziehen und Iboga in der Suchtbehandlung zu etablieren. Mehrere Studien, vor allem mit Heroin und Morphium abhängigen Patienten wurden durchgeführt und waren erfolgreich. Ein Beispiel stellt die Studie von Kingsley Brown (University of California) und Kenneth Alper (New York School of medicine) dar, die 2018 durchgeführt wurde. Von 30 Heroin und Oxycodon-süchtigen Probanden konnte mittels Iboga-unterstützer Therapie zwölf der Patienten ohne Substitutionsmedikation, Rückfalls-frei von ihrer Sucht geheilt werden.
Wirkweise:
Opiate wie Heroin, Morphin und deren Derivate , haben ein extrem hohes Suchtpotential, da sie die Dopamin Ausschüttung im Gehirn steigern. Dieser Neurotransmitter ist für unser körpereigenes „Belohnungssystem“ verantwortlich. Das Gehirn gewöhnt sich sehr schnell an die veränderten Gegebenheiten und „verlangt“ stark nach der Erhöhten Ausschüttung, was einen Entzug zu einer wahnsinnig schmerzhaften und langwierigen Angelegenheit macht, die nur wenigen gelingt. Noribogain, zu dem Ibogain in der Leber umgewandelt wird, jedoch, hemmt jene Rezeptoren die für das Verlangen nach dem Suchtmittel verantwortlich sind.
Genauer wird die Produktion von Azetylcholin und Serotonin angeregt und die Dopamin Produktion gehemmt. Durch den erhöhten Serotoninspiegel und den unterbrochenen Belohnungsschaltkreis, werden die Entzugserscheinungen erträglich. Der Entzug wird so zunächst physisch erleichtert.
Doch auch auf der psychischen Ebene hilft Iboga.
Die durch den Konsum ausgelösten Visionen bringen den Konsumenten direkt zum sucht-auslösenden Moment des Lebens. Viele Betroffene waren so in der Lage die Ursache ihrer Sucht zu erkennen und ihre Abhängigkeit auch auf der psychischen Ebene zu überwinden.
Die Iboga-Therapie muss in jedem Fall unter professioneller Betreuung stattfinden!
Denn höhere Dosen Iboga führen zu Herzrhythmusstörungen. Es gibt 27 dokumentierte Todesfälle in Verbindung mit Iboga-Therapien. Vor allem in Verbindung mit Herzkrankheiten wird es gefährlich. Bei 70% der dokumentierten Todesfälle wurden entsprechende Vorerkrankungen festgestellt. Auch verstärkt Iboga den Effekt von Opiaten weswegen sich zum Zeitpunkt der Einnahme bereits kein Heroin oder andere Substanzen mehr im Körper befinden darf. Durch eine Blutuntersuchung sollte das Risiko einer Iboga-Behandlung im Voraus abgeklärt werden.
In wesentlich geringeren Dosen wurden auch positive Ergebnisse in der Alkohol und Nikotinsucht Behandlung erzielt.
Zubereitung und Dosierung:
Die gemahlene Wurzelrinde wird entweder mit Wasser runtergespült oder (seltener) als Tee aufgebrüht. Bei einigen Menschen wurde eine Überempfindlichkeit auf Iboga festgestellt. Es empfiehlt sich, mit sehr kleinen Testdosen zu beginnen um diese Überempfindlichkeit auszuschließen. Ab 5g des trockenen Pulvers können sich Visionen und psychedelische Halluzinationen einstellen. Doch empfiehlt es sich mit höchster Vorsicht an diese Dosierung heran zu arbeiten.
Eine Überdosis Iboga kann zu Atemlähmung und Herzstillstand führen. Iboga sollte man also niemals in höheren Dosen alleine im Selbstversuch konsumieren!
Um Iboga zur Suchtbekämpfung einzusetzen, kann die Wurzelrinde auch in Mikrodosen konsumiert werden. Es sollte mit einer sehr geringeren Dosis begonnen und bei Bedarf gesteigert werden. Es gibt keine bewährte Angabe für die zeitliche Länge der Einnahme von Iboga Microdosing. Viele User berichten, dass sie 30 Tage lang Microdosing betreiben um dann 60 Tage lang eine Pause zu machen.
Wir empfehlen, sich hier vor allem auf das eigene Gefühl zu verlassen und so lange Microdosing durchzuführen, wie es positive Effekte auf einen selbst hat.
Wirkstoffe:
Der Hauptwirkstoff der Wurzelrinde ist das Ibogain. Erstmals wurde es 1901 von Dybowski und Landrin extrahiert und wurde bis in die 60er Jahre zB in Frankreich als Stimulans gehandelt.
Für die Wirkung der Wurzelrinde sind jedoch noch andere Alkaloide mitverantwortlich. So zum Beispiel das Voacangin und das Voacaphyllin.
Die Alkaloid Gehalte unterscheiden sich je nach Region. Anhand vieler Proben unterschiedlichster Herkunft konnte ein Profil des Gesamtalkaloidgehalt in Gewichtsprozent der Pflanze ermittelt werden:
Wurzeln: VR Kongo: 2,63%, Gabun(Mayumbe): 1,1%, Gabun (Fernan Daz): 1,33%
Wurzelrinde: Gabun, VR Kongo: 5-6%
Zweigrinde: Gabun, VR Kongo:1,96%
Zweige: Gabun:0,26%
Blätter: VR Kongo:0,35%
Früchte: Gabun, Perikarp glatt: 0,33%, Gabun, Perikarp warzig: 0,45%
Samen: Gabun: 1,08%
Auf der spirituellen Ebene ist kein Raum für halbherzige Experimente und die Gefahr einer Überdosierung sollte jeden Psychonauten innehalten lassen, um eine Entscheidung bezüglich des Konsums von Ibogain genau zu bedenken. Mit der Rinde des Baum der Erkenntnis ist in jedem Fall verantwortungsvoll umzugehen…