Steckbrief
Namen: Schwarzes Bilsenkraut, belenuntia, Rasewurz, Hexenkraut, Tollkraut, Teufelswurz
Herkunft: Zuhause ist es in Europa, Asien, Nordindien und Nordafrika.
Zubereitung und Dosierung: Das Bilsenkraut wurde früher in Hexensalben verwendet und geräuchert.
Wirkung: Geräuchert wirkt es als Tor in Tranceartige Zustände, anders eingenommen kommt es oft zu tagelang anhaltenden Zuständen, Verwirrung und starken Halluzinationen.
Wirkstoff: Die Tropanalkaloide Hyoscyamin und Scopolamin sind für die magische Wirkung der Pflanze verantwortlich.
Ein kleiner Einblick…
Übersetzen wir den botanischen Namen des Bilsenkrauts Hyoscyamus niger, erhalten wir die schwarze Schweinebohne. Wer das Bilsenkraut schon einmal gesehen hat wird sich wundern was die schöne blass gelbe Blume mit den dunklen Flecken mit Schweinen zu tun hat. Angespielt wurde bei der Namensgebung tatsächlich auf die Wirkung die das Bilsenkraut auf Schweine ausübt. Ganz sicher ist man sich nicht mehr, doch entweder soll es für Schweine äußerst giftig gewesen sein… oder sie haben die Früchte ohne Probleme verdrückt.
Mit botanischen Namen nehmen wir sowieso nicht Vorlieb, deshalb finden wir den Ursprung des gebräuchlichen Namens weitaus spannender. Das Bilsenkraut wurde schon von den Kelten verwendet und vermutlich nach ihrem Sonnengott Belenos benannt. In keltischen Sprachen trug das schöne Nachtschattengewächs Namen wie belenuntia, bellenium und bellinuncium.
Unter den Kelten war der Bilsenmet ein beliebtes Getränk. Geachtete Männer tranken ihn bei Versammlungen in denen wichtige Entscheidungen und Urteile gefällt wurden. Jenen Männer war gleich, dass sie alle durch eine Initiation in ihrer Jugend mit ihren Schattenseiten konfrontiert wurden. Durch diese Erfahrung war es ihnen Möglich ihren Geist frei zu machen und mit Hilfe des Bilsenmets Belenos durch sie hindurch sprechen zu lassen. So war das Bilsenkraut schon bei den Kelten eine Verbindung zu anderen Sphären.
Auch bei den alten Griechen wurde das Bilsenkraut für diese Zwecke genutzt. Die Hohepriesterinnen, die das Orakel von Delphi verkörperten waren umgeben vom Rauch des Bilsenkrauts und sollten durch den Rauschzustand Informationen der Götter erhalten. Erst war das Orakel Gaia geweiht, später Apollon. Apollon ist übrigens das griechische und römische Pendant zu Belenos. Auf Latein trug das Kraut den passenden Namen „apollinaris herba“.
Im Altertum wurde das Bilsenkraut schon fleißig für medizinische Zwecke eingesetzt. Es wurden die Samen zu einem Öl verarbeitet, das als Schmerzmittel verabreicht wurde. Damit wurden Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Geschwüre und Rheuma behandelt.
Die Ärzte des Mittelalters fanden ähnliche Verwendung für das Kraut. Neben diversen schmerzstillenden Anwendungen wurde Bilsenkraut zu Betäubung von Patienten verwendet. Weiters wurde es als Schlafmittel und gegen die Ruhr eingesetzt.
Vor dem Reinheitsgebot war Bilsenkraut auch fester Bestandteil des Bierbrauens. Um die Wirkung des Alkohols zu verstärken wurden die Samen des Schwarzen Bilsenkrauts beigemengt. Zwar umstritten, dennoch lustig ist ein möglicher ethymologischer Zusammenhang zwischen dem Pilsner Bier beziehungsweise der gleichnamigen Stadt Pilsen und dem Bilsenkraut.
Doch den größten Ruhm konnte sich das Bilsenkraut sicherlich als Hexenpflanze einheimsen. In den berühmten Flugsalben oder Hexensalben wurde es oft verwendet. Mit den Hexensalben war schamanistische Arbeit möglich, also Reisen in andere Ebenen der Wahrnehmung und Verwandlung in Tiere. Ein Effekt der Salben war auch das Gefühl, dass einem ein Fell oder Federn wachsen. Unter Folter wurde vielen Männern und Frauen ein Geständnis über das magische Kraut abgenommen.
Für einen bestimmten Jagdzauber mit dem Bilsenkraut wurden die Samen mit dem Fett und Blut des Tieres das man erlegen wollte vermengt. Diese gute Paste wurde dann an den Wegen vergraben, die die Tiere oft nutzten und sollte sie magisch anziehen.
Auch ein Regenzauber ist bekannt, bei sich ein junges Mädchen nackt ausziehen musste. Ihre Freundinnen umringten sie und sangen Zauberlieder. Das Mädchen hatte Bilsenkraut an ihr rechtes Bein gebunden und so bewegten sie sich in Richtung einer Quelle oder eines Flusses. Dort angekommen wurde das Mädchen mit Wasser bespritzt und bald sollte es Regen geben.
In der Sympathetischen Magie wird das Bilsenkraut aufgrund seiner Farben Neptun und Pluto zugeordnet. Neptun wegen dem blassen gelb-grün der Blüten. Es soll daher vernebelnd wirken und betäubend. Pluto wegen der dunklen Flecken, die schon die Unterwelt andeuten.
Inhaltsstoffe
Wir haben es wieder einmal mit Tropanalkaloiden zu tun. Sie sind einerseits für die Giftigkeit und gleichzeitig für die psychedelische Wirkung der Pflanze verantwortlich. Fluch und Segen, nicht?
Aufzufinden sind Hyoscymin und Scopolamin. Beide Stoffe können Vergiftungen hervorrufen. Diese äußern sich als Unruhe, Herzrhythmusstörungen, Verwirrung und Atemlähmung.
Botanische Beschreibung
Zuhause ist das Nachtschattengewächs in Europa, Asien, Nordindien und Nordafrika. Es wird vermutet, dass es sich aus dem arabischen Raum in die Welt verschleppen ließ.
Bilsenkraut ist ein- bis zweijährig und kann bis zu 60 cm hoch werden. Die Stängel sind behaart und fühlen sich klebrig an. Im ersten Jahr bildet sich meist nur die Rosette aus den Blättern und im zweiten Jahr folgt die schöne Blüte. Sie erscheint zwischen Juni und Oktober, ist hellgelb oder hellgrün gefärbt und hat violette Adern. Das Kraut trägt auch eine Frucht, es handelt sich dabei um eine Kapselfrucht mit bis zu 400 Samen.
Zubereitung, Dosierung, Wirkung
Wie bei allen Nachtschattengewächsen müssen wir eine kleine Warnung voran schicken. Die Grenze zwischen Rausch und Vergiftung liegt relativ nah aneinander, was die Dosierung schwierig macht. Deshalb bitte eher die Finger davon lassen. Vor allem die Zubereitung von Hexensalben und die orale Einnahme von jeglichen Pflanzenteilen ist nicht zu empfehlen.
Der Rauschzustand kann extrem werden und tagelang anhalten. Halluzinationen nehmen überhand und die innere und äußere Welt können nicht mehr unterschieden werden. Ein starker Trip ist also ein relativ sicherer Weg in einen verwirrten unangenehmen Zustand, der mitunter lebensbedrohlich sein kann.
Doch wir wären nicht PsychonautInnen, würde uns nicht irgendeine Konsumform einfallen, die es uns erlaubt mit dem Bilsenkraut zu arbeiten! Und tatsächlich, ein sanfter Weg ist die Räucherung mit dem Kraut.
Räuchern: Getrocknetes Pflanzenmaterial und Holzkohle oder ein Räucherlämpchen
Ein wenig Bilsenkraut auf der Holzkohle oder über einer Kerze sanft erhitzen und ein Fenster öffnen. So kann man sich ganz sachte der betörenden Wirkung des Krauts nähern und behält Kontrolle über die Dosis. Auf diese Art und Weise kann das Bilsenkraut ein guter Begleiter für Astralreisen sein und uns zu trance-artigen Zuständen verhelfen. Auch wir können uns als Orakel versuchen!
Es ist wichtig, dass keine Kinder und keine Schwangere in der Nähe sind!
Wenn nun der Rauch eine Wirkung hat, kann denn das Bilsenkraut auch geraucht werden? Die Antwort ist ja. Doch auch her gilt absolute Vorsicht. Wer sich eine kleine Bilsenzigarette anzünden will, mischt ein wenig Tabak mit getrocknetem Bilsenkraut. Früher wurde der Rauch des Bilsenkrauts auch bei Asthma- und Bronchialerkrankungen eingesetzt.
Langsam und zaghaft ist unser Motte für die Nachtschattengewächse!
- Wikipedia Eintrag zum Schwarzen Bilsenkraut
- Wikipedia Eintrag zu Belenos
- Donauauen.at
- „Räuchern mit heimischen Kräutern“ von Marlis Bader, S. 67 ff.